Fr5-preprint.pdf

Der ökonomische Wert der biologischen Vielfalt
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Universität Heidelberg Grabengasse 14, D-69117 Heidelberg, [email protected] erscheint in: Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (Hrsg.). Warumbrauchen wir einen flächendeckenden Biotopverbund? Grundlagen zum Verständnis der bio-logischen Mannigfaltigkeit, ihrer ökologischen Bedeutung und der Verpflichtung des Men-schen, dem dramatischen Artensterben entgegen zu wirken (Laufener Seminarbeiträge). Lau-fen/Salzach 2001.
Zusammenfassung
Die Ökonomik analysiert die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse mit knappen Mitteln.
Die biologische Vielfalt befriedigt in vielfältiger Weise menschliche Bedürfnisse. Gleichzei-tig ist sie ein knappes Gut. Aus diesen beiden Gründen kann man sie als ökonomisches Gutauffassen und ihr einen ökonomischen Wert zusprechen (vgl. Abschnitt 1). Im Konzept desökonomischen Gesamtwerts kommen die unterschiedlichen Nutzungs- und Wertschätzungs-aspekte der Ressource Biodiversität zum Ausdruck (vgl. Abschnitt 2). Insbesondere umfasstder ökonomische Gesamtwert nicht nur den kommerziellen Wert im Sinne des direktenGebrauchswerts von auf Märkten gehandelten Produkten, sondern er umfasst auch den Wertder indirekten Nutzung, den Optionswert einer potenziellen zukünftigen Nutzung und den vonjeder tatsächlichen oder potenziellen, direkten oder indirekten Nutzung unabhängigen Exis-tenzwert. Mit Hilfe des Konzepts des ökonomischen Gesamtwerts lassen sich die fundamen-talen Ursachen des gegenwärtigen Verlusts an Biodiversität identifizieren (vgl. Abschnitt 3):Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, Marktversagen, Staatsversagen und fundamentalesUnwissen. Weiterhin kann die Ökonomik mit dem Bewertungsansatz einen methodischenRahmen zur Verfügung stellen, in dem man die Frage ‚Welche Arten und Populationen sollenin welchem Umfang geschützt werden?‘ diskutieren und auf der Grundlage wissenschaftlicherKriterien entscheiden kann (vgl. Abschnitt 4). Dies ermöglicht eine Priorisierung von Schutz-zielen.
1 Ich bedanke mich bei FRANK SCHWEGLER, dessen Diplomarbeit Biodiversität als ökonomisches Gut (Univer-sität Heidelberg, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, 1999) mir wertvolle Anregungen für die Auseinander-setzung mit diesem Thema gegeben hat. Die Abschnitte 1 und 2 dieses Aufsatzes folgen Teilen dieser Arbeit.
Dank auch an die Teilnehmer des interdisziplinären Workshops Biodiversität als ökologische und ökonomischeRessource (Oberflockenbach/Odenwald, Juli 2000) für die stimulierenden Diskussionen sowie an die DeutscheForschungsgemeinschaft DFG für die finanzielle Förderung dieses Workshops im Rahmen des Graduiertenkol-legs Umwelt- und Ressourcenökonomik.
Der Stellenwert, den die internationale Staatengemeinschaft der Erhaltung der Biodiversitätmittlerweile beimisst, wird an der Konvention über die biologische Vielfalt deutlich, die aufder Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio deJaneiro von 156 Staaten unterzeichnet wurde (BMU 1992). In der Präambel dieses Überein-kommens wird der Biodiversität und ihren Bestandteilen neben einem Eigenwert und anderenWerten (z.B. ökologischen, kulturellen und spirituellen) auch explizit ein ökonomischer Wertzugesprochen.
Ich möchte in diesem Aufsatz darstellen, worin der ökonomische Wert der biologischen Viel-falt besteht. Damit will ich in keiner Weise die Bedeutung der anderen Wertdimensionenleugnen oder herabsetzen. Vielmehr möchte ich zeigen, dass eine Betrachtung des ökonomi-schen Werts der biologischen Vielfalt wichtige Einsichten in das Problem des gegenwärtigenVerlustes an biologischer Vielfalt liefern kann. Insbesondere will ich im folgenden konzeptio-nell darstellen, (i) inwiefern man Biodiversität als ein ökonomisches Gut auffassen kann (Abschnitt 1), (ii) worin ihr ökonomischer Wert besteht (Abschnitt 2), (iii) wie man in dieser ökonomischen Sichtweise, den gegenwärtig zu beobachtenden dramati- schen Verlust an biologischer Vielfalt erklären kann (Abschnitt 3) und (iv) welche Bedeutung die ökonomische Bewertung für den Schutz von Biodiversität hat (Ab- Abschließend möchte ich, als Fazit und Ausblick, die Frage beantworten, welchen Beitrag dieÖkonomik zur Erhaltung der biologischen Vielfalt leisten kann (Abschnitt 5).
1. Biologische Vielfalt als ökonomisches Gut
Untersuchungsgegenstand der Wirtschaftswissenschaften ist, gemäß einer klassischen Defini-tion von ROBBINS (1932), die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse mit knappen Mitteln,welche auf unterschiedliche Weise verwendet werden können.2 Tatsächlich kann die biologi-sche Vielfalt als ein ökonomisches Gut angesehen werden. Denn zum einen befriedigt sie invielfältiger Weise menschliche Bedürfnisse. Das bedeutet, Biodiversität hat einen ökonomi-schen Nutzen. Zum anderen ist Biodiversität auch knapp und kann in unterschiedlicher Weisegenutzt werden. Beide Aspekte sollen im folgenden kurz erläutert werden.
1.1 Bedürfnisbefriedigung
Biologische Vielfalt und ihre einzelnen Bestandteile sind in mannigfaltiger Weise geeignet,menschliche Bedürfnisse zu befriedigen. Das mögen die folgenden Beispiele illustrieren.
Ernährung und Ernährungssicherung
Ein Großteil der heute verwendeten Nahrungsmittel kommt von domestizierten Pflanzen- undTierarten, die ursprünglich von wilden Arten abgeleitet wurden. Von den 240.000 bekannten(Gefäß-)Pflanzenarten sind schätzungsweise 25% essbar (GBA 1995b: 13), also ca. 60.000.
Davon dienten im Verlauf der menschlichen Geschichte nur ungefähr 3.000 Arten als Nah-rung, lediglich 150 Arten wurden jemals in größerem Maßstab kultiviert, und weniger als 20befriedigen über 90 Prozent des gesamten menschlichen Nahrungsbedürfnisses (MYERS 1989: 2 „Economics is the science which studies human behaviour as a relationship between ends and scarce meanswhich have alternative uses“ (Robbins 1932).
54). Der größte Anteil entfällt dabei auf die vier wichtigsten Arten, nämlich Weizen, Mais,Reis und Kartoffeln, die alleine über 50 Prozent des Bedarfs an pflanzlicher Nahrung abde-cken (PLOTKIN 1988: 107).
Neben der Spezialisierung auf wenige Arten wird die genetische Vielfalt der Nutzpflanzenund –tiere aber auch innerhalb der einzelnen Arten durch die Verwendung einiger wenigerHochleistungssorten permanent eingeschränkt. Diese werden im Rahmen der Züchtung aufdie Erfüllung gewisser vom Menschen bevorzugter Eigenschaften, insbesondere großer undhomogener Rohproduktmengen, künstlich selektiert. Diese Entwicklung führt dazu, dass invielen Ländern, in denen in der Vergangenheit eine Vielzahl unterschiedlicher Sorten ange-baut wurden, heute nur noch wenige Verwendung finden. Beispielsweise wurde die Zahl derangebauten Reissorten in Sri Lanka von 2.000 im Jahr 1959 auf heute nur noch 5 reduziert(SWANSON 1994: 26f.).
Diese Spezialisierung führt zwar zu deutlich höheren Durchschnittserträgen pro bebauter Flä-che, sie geht allerdings auch mit einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber Krankheiten, Schäd-lingen oder extremen Wetterverläufen einher. Um nachteilige Auswirkungen aufgrund dieserAnfälligkeiten zu vermeiden, und auch um die Erträge für die Nahrungsbedürfnisse einerwachsenden Weltbevölkerung weiter zu steigern, ist die moderne Landwirtschaft zwingendauf das Einkreuzen von genetischem Material aus wilden Sorten angewiesen, das in natürli-chen Ökosystemen vorhanden ist. Diese Arten entwickeln sich unter weitgehend natürlichenBedingungen und können daher ständig neue Abwehrmechanismen gegen die Schädlinge undKrankheiten, welche sie befallen, hervorbringen (EHRLICH UND EHRLICH 1981: 65). Gleich-zeitig stellen sie das genetische Rohmaterial für andere wünschenswerte Eigenschaften bereit.
Als Beispiel seien hier die Versuche genannt, die Eigenschaften von salztoleranten Pflanzen,den sogenannten Halophyten, auf konventionelle Arten zu übertragen, was einen enormenZugewinn an potenzieller Anbaufläche sowie die Möglichkeit zur Bewässerung mit Salzwas-ser ermöglichen würde (MYERS 1983: 54). Deshalb stellen sie ein Reservoir an genetischerDiversität dar, dessen Erhaltung für die langfristige Ernährungssicherung von entscheidenderBedeutung ist.
Medikamente
Die natürliche biologische Vielfalt leistet einen wichtigen Beitrag zur Versorgung derMenschheit mit Medikamenten. Ihr besonderer Nutzen in diesem Bereich rührt daher, dass dieverschiedenen Organismen in ihrer biotischen Umwelt eine Anzahl von Überlebensstrategienherausgebildet haben, die sich im Laufe der Evolution als erfolgreich erwiesen haben. DieseStrategien, welche sich in der Entwicklung biologisch aktiver Chemikalien manifestieren,sind häufig auch für den Menschen von Nutzen, da er sich in demselben natürlichen Systemim Wettbewerb mit denselben anderen Lebensformen durchsetzen muss (SWANSON 1996: 3).
Bereits heute ist der Mensch bei der Versorgung mit Pharmaka in großem Umfang auf wild-lebende Organismen angewiesen. MYERS (1997: 263) schätzt, dass etwa ein Viertel aller Arz-neimittel pflanzlichen Ursprungs sind und ein weiteres Viertel Tieren und Mikroorganismenentstammt.
Man kann drei verschiedene Ansätze unterscheiden, wie Pflanzen- oder Tierarten innerhalbder Pharmaindustrie genutzt werden (SWANSON ET AL. 1992: 434). Erstens besteht die Mög-lichkeit, aus Pflanzen oder Tieren isolierte Bestandteile direkt als therapeutische Substanzenzu verwenden. Beispielsweise können aus Schlangengiften verschiedene Substanzen isoliertwerden, die gerinnungshemmende und –fördernde Wirkung haben und zur Regulation undDiagnostik von Bluterkrankungen eingesetzt werden (HALL 1992: 380). Zweitens könnenBestandteile von Pflanzen oder Tieren als Basis für die Synthetisierung von Medikamentenverwendet werden. Drittens können Bestandteile von Pflanzen oder Tieren als natürliches Vorbild für die Synthetisierung von Medikamenten im Labor dienen. Das bekannteste Bei-spiel unter diesen Medikamenten ist Aspirin, das ursprünglich aus den Blättern von Weidenhergestellt wurde, heute jedoch durch Synthese kostengünstiger herzustellen ist. Im Jahr 1993waren ungefähr 80% der 150 in den USA am häufigsten verschriebenen Medikamente syn-thetische Präparate, die nach Vorbild natürlicher Wirkstoffe entworfen worden waren, halb-synthetische Wirkstoffe aus natürlichen Produkten oder, in einigen wenigen Fällen, natürlicheProdukte (GBA 1995b: 14).
Weltweit werden 119 chemische Reinsubstanzen als Medikamente genutzt, die aus wenigerals 90 Pflanzenarten extrahiert werden (FARNSWORTH 1988: 93). Im Jahr 1993 betrug derweltweite Umsatz mit Medikamenten auf Basis pflanzlicher Wirkstoffe 59 Milliarden US$(ten Kate 1995).3 Zieht man in Betracht, dass diese erfolgreichen Medikamente gefundenwurden, obwohl erst 5.000 der geschätzten 240.000 Gefäßpflanzen vollständig wissenschaft-lich auf ihre Eignung als Medikament untersucht wurden (OLDFIELD 1992: 3250), so wird dasbedeutende Potenzial deutlich, welches durch die biologische Vielfalt für die Entwicklungneuer Medikamente gegeben ist. Dieses Potenzial ist gegenwärtig Gegenstand großer kom-merzieller Erwartungen und wird im Rahmen der sogenannten Bioprospektierung gezielt er-schlossen (MATEO ET AL. 2000).
Industrielle Rohstoffe
Auch in ihrer Funktion als Rohstofflieferant für die Industrie leistet die Biodiversität einenwichtigen Beitrag zum menschlichen Wohlstand, welcher mit der zunehmenden Verknappungvon nicht erneuerbaren Ressourcen (z.B. mineralischen Erzen) immer wichtiger wird. Ver-schiedene Holzarten, Rattan, Gummi, Fette, Öle, Wachse, Harze, pflanzliche Farbstoffe, Fa-sern und viele andere Rohstoffe werden aus lebenden Organismen gewonnen und finden insehr vielen Bereichen Anwendung (MYERS 1983: 146ff.). Die biologische Vielfalt stellt einenVorrat an weiteren vielversprechenden Nutzarten dar, welche möglicherweise in der Zukunftals industrielle Rohstoffe Verwendung finden können. Insbesondere für die chemische Indust-rie sind aus lebenden Organismen gewonnene Substanzen verstärkt von Interesse. Manschätzt, dass diese Branche bereits heute über 10% ihrer gesamten Rohstoffe aus der Land-und Forstwirtschaft gewinnt (MANN 1998: 60). Der größte Teil besteht zwar nach wie vor ausErdöl, allerdings scheint aufgrund der Endlichkeit der fossilen Erdölvorräte die Substitutiondieses Ressource durch pflanzliche Ressourcen für die chemische Industrie immer wichtigerzu werden (MYERS 1983: 147).
Wissenschaft und Bioindikatoren
Neben den bisher angesprochenen Nutzungsmöglichkeiten kommt der biologischen Vielfaltauch eine wichtige Rolle als Quelle neuer Erkenntnisse und als Forschungsmodell in der Wis-senschaft zu. Beispielsweise können in der medizinischen Forschung viele Arten Hinweiseauf die Herkunft und Natur verschiedener menschlicher Leiden geben (MYERS 1983: 120). Sokonnten Rundschwanzseekühe, welche Blut mit schlechten Gerinnungseigenschaften besit-zen, die Erforschung der Bluterkrankheit (Hämophilie) unterstützen. Das Gürteltier und der3 Die drei umsatzstärksten Pharmaka aus wildlebenden Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen waren dabei imJahr 1997 (WMPQ 1999): (1) Zocor, ein von Merck & Co. vertriebener Cholesterinsynthese-Hemmer nach demVorbild des Wirkstoffes Lovastatin aus dem Pilz Aspergillus terrestris (Umsatz: 3,6 Milliarden US$), (2) Vaso-tec, ein ebenfalls von Merck & Co. vertriebener ACE-Hemmer, der aus einem Peptid im Gift der Lanzenotter(Bothrops jararaca oder athrox) entwickelt wurde (Umsatz: 2,5 Milliarden US$), und (3) Augmentin, ein vonSmith Kline Beecham vertriebenes Medikament (Umsatz: 1,5 Milliarden US$), dessen Wirkstoff Co-Amoxiclaveine Kombination eines Beta-Lactamase-Hemmers aus dem Bakterium Streptomyces lavuligerus und des halb-synthetischen Antibiotikums Amoxicillin (Penicillium spp. oder Aspergillus spp.) ist.
Mangabenaffe sind die einzigen Arten neben dem Menschen, die an Lepra erkranken könnenund liefern daher wichtige Beiträge zur Erforschung dieser Krankheit.
Eine eigene Wissenschaftsdisziplin, die Bionik, beschäftigt sich mittlerweile mit der systema-tischen Übertragung von Problemlösungen, welche innerhalb von Millionen von Jahren in derNatur entwickelt und optimiert wurden, in den Bereich der Technik (HILL 1997, NADER UNDHILL 1999). Die biologische Vielfalt dient hier also als Vorbild für technische Entwicklungen.
Eine weitere Nutzungsform der biologischen Vielfalt liegt in der Bioindikation. Darunter ver-steht man die Messung von Veränderungen an Organismen bzw. Ökosystemen, welche durchanthropogene Umwelteinflüsse hervorgerufen werden (ARNDT ET AL. 1987: 16). Aufgrunddieser Veränderungen lässt sich die Existenz von Schadstoffen in den verschiedenen Um-weltmedien (Luft, Boden, Wasser) nachweisen, was auf dem Wege einer technisch-apparativen Messung häufig nur mit deutlich höherem Aufwand möglich wäre (HAMPICKE1991: 30). So kann man beispielsweise den Schwermetallgehalt der Atmosphäre anhand ihrerAnreicherung in Moosen abschätzen (ARNDT ET AL. 1987: 57ff.) und Algen werden als Indi-katoren für die Belastung von aquatischen Ökosystemen mit organischen Stoffen undSchwermetallen verwendet (ARNDT ET AL. 1987: 277ff.).
Ästhetische Befriedigung und Erholung
Ohne Zweifel befriedigen Ökosysteme und Lebewesen auch unter ästhetischen Gesichts-punkten menschliche Bedürfnisse. Die Schönheit vieler Vögel, Schmetterlinge, tropischerFische, Blütenpflanzen etc. steht außer Frage und ist sicherlich in der Lage, das menschlicheBedürfnis nach Ästhetik zu befriedigen. Dies offenbart sich in Form ganz unterschiedlicherFreizeitaktivitäten wie z.B. Naturfotografie, Schmetterlingsammeln oder Sporttauchen(EHRLICH UND EHRLICH 1992: 220). Aber auch unscheinbare und kleinere Arten sind durch-aus in der Lage, durch besondere Merkmale, ihre Komplexität oder außergewöhnliches Ver-halten ihre Betrachter zu faszinieren. EHRLICH UND EHRLICH (1981: 38) sprechen hier von der„Schönheit des Interesses“. In diesem Zusammenhang sind gerade die Mannigfaltigkeit unddie Unterschiede zwischen den einzelnen Arten und Populationen von entscheidender Be-deutung (EHRLICH UND EHRLICH 1981: 42).
Einen Anhaltspunkt für die tatsächlich vorhandene Wertschätzung, die der biologischen Viel-falt in ihrer Erholungsfunktion entgegengebracht wird, können die wachsenden Ausgaben fürÖkotourismus herangezogen werden. Nach einer Schätzung der Weltbank belaufen sich dieweltweiten Umsätze für Tourismusaktivitäten auf 2 Billionen US$ jährlich. Ökotourismus istdabei eine der am schnellsten wachsenden Tourismussparten. 1988 nahmen weltweit ungefähr235 Millionen Menschen an ökotouristischen Aktivitäten teil. Daraus resultierten Umsätzevon schätzungsweise 233 Milliarden US$ (GBA 1995b: 16).
Ökosystemdienstleistungen
Ökosysteme generieren eine Reihe von Funktionen und Prozessen, die letztlich auch mensch-liche Konsum- und Produktionsbedürfnisse befriedigen. Die gesamte Bandbreite dieser soge-nannten „Ökosystemdienstleistungen“ (DAILY 1997a: 3) kann in drei Hauptkategorien unter-teilt werden.
Erstens unterstützen Ökosystemdienstleistungen menschliche Produktionsaktivitäten. Bei-spielsweise tragen verschiedene Lebewesen entscheidend zur Neubildung von Böden, zurErhaltung der Fruchtbarkeit von Böden und zur Verhinderung von Bodenerosion bei. Sie er-füllen damit wichtige Funktionen für Land- und Forstwirtschaft. Daneben wandeln verschie-dene Arten von Mikroorganismen die im Boden enthaltenen Nährstoffe (Stickstoff, Schwefel, Phosphor etc.) in eine Form um, in der sie von den höheren Pflanzen verarbeitet werden kön-nen. Für die Landwirtschaft weiterhin wichtig ist die Kontrolle der überwiegenden Mehrheitder landwirtschaftlichen Schädlinge durch ihre natürlichen Feinde (NAYLOR UND EHRLICH:1997: 151ff.) sowie sie Bestäubung der in der Landwirtschaft kultivierten und der wildwach-senden Vegetation (NABHAN UND BUCHMANN 1997: 133ff.).
Zweitens dienen Ökosysteme als Senken für verschiedene Abfallprodukte der menschlichenKonsum- und Produktionsaktivitäten. Diese werden aufgenommen, umgewandelt und damitteilweise unschädlich oder sogar wieder verwertbar gemacht (MUNASINGHE 1992: 228). Bei-spielsweise zerlegen die im Boden lebenden Destruenten organische Abfallstoffe in einfache-re anorganische Bestandteile, die dann wieder als Nährstoffe für grüne Pflanzen dienen kön-nen. Auch die in aquatischen Ökosystemen lebende Bakterien sind wichtige Destruenten, de-ren Fähigkeit, Abfälle abzubauen, man sich heute in Kläranlagen zunutze macht (EHRLICHUND EHRLICH 1992: 222). Schließlich sind die lebenden Bestandteile der Ökosysteme auch andem Abbau von Schädlingsbekämpfungsmitteln und Luftschadstoffen beteiligt (IUCN 1990:32).
Drittens erfüllen Ökosysteme unersetzliche Lebenserhaltungsfunktionen, ohne die das Lebenauf der Erde nicht in seiner heutigen Form fortbestehen könnte oder möglicherweise vollstän-dig ausgelöscht würde (MUNASINGHE 1992: 228). Zu diesen lebenserhaltenden Ökosystem-diensten gehört beispielsweise die Beibehaltung der Zusammensetzung der Atmosphäre (Sau-erstoff-, Stickstoff- und Kohlendioxidgehalt;4 Existenz einer vor UV-Strahlung schützendenOzonschicht), die Umwandlung von Solarenergie in Biomasse, d.h. in eine Form, in der sieüber die Nahrungskette auch von nicht Photosynthese betreibenden Lebewesen genutzt wer-den kann, Regulierung des Wasserablaufs und Wasserkreislaufs, die Regulierung des lokalenund globalen Klimas oder die Aufrechterhaltung der Elementkreisläufe (Stickstoff, Schwefel,Phosphor etc.) (EHRLICH UND EHRLICH 1981: 86, EHRLICH UND EHRLICH 1992: 221f., IUCN1990: 32).
Welche Rolle Biodiversität für die Fähigkeit von Ökosystemen, all diese Dienstleistungenhervorzubringen und ihre Funktionsfähigkeit auch unter Störungen der Umweltbedingungenbeizubehalten, spielt, ist immer noch Gegenstand wissenschaftlicher Erforschung. Einerseitsgibt es einige Arten, deren Bedeutung für die Funktionsfähigkeit von Ökosysteme weit überihre relative Häufigkeit im Ökosystem hinausgeht, wie z.B. die Mykorrhiza Pilze für die Auf-nahme von Nährstoffen aus dem Boden durch Pflanzen (VAN DER HEIJDEN ET AL. 1998).5 DerVerlust dieser sogenannten „Schlüsselarten“ (BOND 1993: 237ff.) würde zwangsläufig denVerlust weiterer Arten nach sich ziehen und die Funktionsfähigkeit eines Ökosystems starkreduzieren. Dagegen weisen andere Arten in den Funktionen, welche sie innerhalb ihrer Le-bensgemeinschaften ausüben, ein hohes Maß an Überschneidungen auf. In der Literatur wer-den diese Arten häufig als „Passagierarten“ (HOLLING ET AL. 1995: 67) oder als „redundant“(LAWTON UND BROWN 1993) bezeichnet. Der Verlust einer solchen Art kann somit durch eineandere Art kompensiert werden (GBA 1995a: 289). Nach heutigem Kenntnisstand ist zumin-dest kurzfristig eine kleine Anzahl von Schlüsselarten und physikalischen Prozessen dafürausreichend, die volle Funktionsfähigkeit von Ökosystemen zu gewährleisten (HOLLING ET 4 Der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre, der seit ca. 350 Millionen Jahren vor allem aufgrund der Existenz grünerPflanzen konstant bei knapp 21% liegt (HEINTZ UND REINHARD 1993: 11-16), ist nicht nur wichtig als wesentli-cher Bestandteil der „Luft zum Atmen“. Ein Absinken dieses Anteils auf 15% würde dazu führen, dass selbsttrockenes Holz nicht mehr brennen würde, während ein Anteil von 25% zur Folge hätte, dass selbst feuchtetropische Wälder brennbar wären. Das hätte weit reichende Auswirkungen auf die Entwicklung der Ökosysteme.
5 Als Mykorrhiza („Pilzwurzel“) bezeichnet man die Symbiose zwischen Pflanzen und dem Hyphengeflecht vonBodenpilzen (STRASBURGER 1991: 229). Die Pilzfäden dringen in die Pflanzenwurzeln ein, so dass ein Stoff-austausch möglich wird. Die Pflanze nutzt dabei die enorme Absorptionsfähigkeit der Pilzhyphen zur Versor-gung mit Wasser und Nährstoffen. Umgekehrt erhält der Pilz von der Pflanze Zucker und andere Kohlenhydrate,über die sie gewöhnlich im Überschuss verfügt.
AL. 1995: 67). Allerdings können im Laufe der Zeit Arten, welche unter bestimmten Umwelt-bedingungen Passagierarten sind, bei veränderten Umweltbedingungen im Laufe der Evoluti-on zu Schlüsselarten werden, indem sie wichtige Funktionen innerhalb von Ökosystemen ü-bernehmen (BARBIER ET AL. 1994: 28). Die funktionelle Diversität der Arten trägt also zurResilienz von Ökosystemen bei, d.h. zu ihrer Fähigkeit, unter veränderten Umweltbedingun-gen ihre Funktionsfähigkeit aufrechtzuerhalten (MCCANN 2000, LEHMAN UND TILMAN 2000).
Die in diesem Abschnitt genannten Beispiele zeigen erstens die großen Möglichkeiten, diesich bei besseren Kenntnissen über die Biodiversität aus ihrer Nutzung ziehen lassen würden.
Zweitens belegt die Unterschiedlichkeit der einzelnen Beispiele, dass es wohl keine allge-meingültigen Kriterien gibt, anhand derer man à priori festlegen könnte, welche Bestandteileder biologischen Vielfalt für den Menschen von Nutzen sein könnten und welche nicht(HAMPICKE 1991: 28). Während in der Vergangenheit vor allem die ökonomische Bedeutungder direkten Auswirkungen eines Verlustes an biologischer Vielfalt für menschliche Konsum-und Produktionsaktivitäten betont wurde, richtet sich das Augenmerk auch der ökonomischenForschung in letzter Zeit zunehmend auf die Rolle, die der Verlust an Biodiversität für dieFunktionsfähigkeit und Resilienz von Ökosystemen spielt (BARBIER ET AL. 1994: 17,PERRINGS 1995b, PERRINGS ET AL. 1995b).
1.2 Knappheit
Zu einem ökonomischen Gut wird Biodiversität, neben ihrem ökonomischen Nutzen, dadurchdass sie knapp ist (LERCH 1995: 33). Knappheit bedeutet in diesem Zusammenhang, dass dieBereitstellung bzw. Erhaltung von Biodiversität mit Kosten verbunden ist. Bei diesen Kostenkann es sich um monetäre Aufwendungen handeln, die beispielsweise für die Einrichtung vonNaturschutzgebieten ausgegeben werden. Diese Mittel, die zum Schutz der Biodiversität auf-gewendet werden könnten, sind knapp. Der bei weitem wichtigere Anteil der Kosten dürftejedoch, was die Erhaltung der biologischen Vielfalt betrifft, in den sogenannten Opportuni-tätskosten liegen, die darin bestehen, dass man zum Zwecke der Erhaltung der Biodiversitätauf alternative Formen der Landnutzung, z.B. Landwirtschaft oder Ausbau von Flüssen alsSchifffahrtsstraßen, verzichtet.
2. Der ökonomische Wert der biologischen Vielfalt
Aus dem gerade Gesagten – nämlich (i) Biodiversität befriedigt menschliche Bedürfnisse und(ii) Biodiversität ist ein knappes Gut – ergibt sich, dass Biodiversität als ökonomisches Gutaufgefasst werden kann. Damit kann man ihr auch einen ökonomischen Wert zuordnen. Bevorich auf den ökonomischen Wert der Biodiversität eingehe, möchte ich aber noch einigegrundsätzliche Bemerkungen zum ökonomischen Wertbegriff machen. Dies erscheint mirnotwendig, um die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der ökonomischen Bewertung vonBiodiversität zu verstehen.
2.1 Der ökonomische Wertbegriff
Wenn Ökonomen einem (materiellen oder immateriellen) Gut einen Wert zuschreiben, dannmeinen sie damit in den meisten Fällen einen instrumentellen Wert. Das bedeutet, der Wertdieses Gutes liegt darin, dass es ein nützliches Instrument ist, um ein bestimmtes Ziel zu er-reichen (HAMPICKE 1993: 136). Im Gegensatz dazu könnte man einer Sache auch einen in-trinsischen Wert oder Eigenwert zusprechen. D.h. eine Sache könnte auch einen Wert an sich haben, der unabhängig davon ist, ob sie als Instrument zur Erreichung eines bestimmten Zie-les nützlich ist (PIRSCHER 1997: 14).
Aus der in Abschnitt 1 genannten Definition und Abgrenzung der Ökonomik als Wissenschaft(Untersuchung der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse mit knappen Mitteln, die auf un-terschiedliche Weise verwendet werden können) ergibt sich, dass das Ziel, zu dessen Errei-chung eine Sache nützlich sein müsste, damit sie aus Sicht der Ökonomik einen instrumen-tellen Wert hätte, in der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse besteht. Damit ist der öko-nomische Wertbegriff anthropozentrisch.
Das methodische Vorgehen, das die Ökonomik wählt, um das Entstehen von Wert zu erklä-ren, ist der sogenannten methodologische Subjektivismus. In dieser Vorgehensweise werdeneinzelne Individuen und die Wahlhandlungen, die aus ihren jeweils individuellen Präferenzenund Handlungsbeschränkungen resultieren, als elementare Erklärungseinheiten betrachtet. DerWert eines Gutes wird in dieser Sichtweise bestimmt durch das Zusammenspiel der subjekti-ven Bewertungen der verschiedenen interagierenden Individuen in einer Ökonomie. Für denökonomischen Wertbegriff bedeutet dies, dass er letztlich durch subjektive Bewertungen derIndividuen in einer Gesellschaft bestimmt ist, und nicht etwa beispielsweise durch das wis-senschaftliche Urteil von wie auch immer qualifizierten Experten.6 Aus dieser Perspektive wird auch klar, dass ökonomischer Wert keine Eigenschaft ist, dieeiner Sache inhärent ist. Vielmehr wird sie einer Sache von Wirtschaftssubjekten zugespro-chen. Welcher ökonomische Wert einer Sache zugesprochen wird hängt damit nicht alleinevon den objektiven (z.B. physikalischen oder ökologischen) Eigenschaften dieser Sache selbstab, sondern ganz wesentlich auch vom gesamten ökonomischen Kontext, in dem die Bewer-tung stattfindet. Beispielsweise spielen bei der Bewertung einer natürlichen Ressource wiez.B. sauberes Trinkwasser neben der Frage ‚Welchen Nutzen stiftet sauberes Trinkwasser?‘auch die folgenden Fragen eine Rolle: Wieviel sauberes Wasser gibt es insgesamt? Wie istdieses Vorkommen (räumlich und zeitlich) verteilt? Wie sind die Zugriffsmöglichkeiten aufdie Ressource institutionell geregelt? Welche alternativen Verwendungsmöglichkeiten gibt esneben der Verwendung als Trinkwasser und welche institutionellen Einschränkungen gibt esdabei? Welche Alternativen gibt es zu Wasser in seinen unterschiedlichen Verwendungsmög-lichkeiten und was kosten diese jeweils? 2.2 Das Konzept des ökonomischen Gesamtwertes
In Abschnitt 1.1 ist bereits exemplarisch dargestellt worden, inwiefern Biodiversität zur Be-friedigung menschlicher Bedürfnisse genutzt werden kann. Der Forderung an ein Bewer-tungskonzept, möglichst alle verschiedenen Nutzungsformen einer Ressource zu erfassen,versuchen Ökonomen mit dem Konzept des ökonomischen Gesamtwertes gerecht zu werden(PEARCE UND TURNER 1990: 129). Dieses Konzept kann auch auf die Bewertung von Biodi-versität angewendet werden (GBA 1995a: 830ff., GEISENDORF ET AL. 1998: 176ff., IUCN1988: 14ff.). Dabei werden einzelne Wertaspekte nach ihrem Beitrag zur Bedürfnisbefriedi-gung bzw. Motiven für ihre Wertschätzung systematisiert.
Nach dieser Klassifizierung lässt sich der ökonomische Gesamtwert zunächst in Gebrauchs-werte und Nicht-Gebrauchswerte unterteilen. Unter Gebrauchswerten werden diejenigen An-teile am ökonomischen Gesamtwert verstanden, welche aus der tatsächlichen oder potenziel-len Nutzung der biologischen Vielfalt entstehen, während Nicht-Gebrauchswerte vollkommenunabhängig von jeder tatsächlichen oder potenziellen Nutzung der biologischen Vielfalt sind.
6 Ein Problem kann sich aufgrund der individualistischen Vorgehensweise, insbesondere bei der Bewertung vonnatürlichen Ressourcen und Umweltqualität, bei der Aggregation der verschiedenen subjektiven zu einer ge-samtgesellschaftlichen Bewertung ergeben (vgl. SEIDL UND GOWDY 1999: 106).
Sie entstehen beispielsweise aus dem ethisch, moralisch, spirituell oder religiös begründetenWunsch heraus, die Natur für die Nachwelt oder um ihrer selbst willen zu erhalten.
Auf der nächst tieferen Ebene lassen sich die Gebrauchswerte in den direkten Gebrauchswert,den indirekten Gebrauchswert und den Optionswert unterteilen. Die Nichtgebrauchswertewerden in den nachempfundenen Gebrauchswert, den Vermächtniswert und den Existenzwertunterteilt.
Direkter Gebrauchswert
Biodiversität hat einen direkten Gebrauchswert insofern, als sie oder einzelne ihrer Bestand-teile direkt menschliche Bedürfnisse befriedigen. Einerseits kann das durch den konsumtivenVerbrauch geschehen, beispielsweise um Bedürfnisse nach Nahrung, Brennholz oder Medizinzu stillen. Weiter ist hier auch der produktive Verbrauch angesprochen, z.B. als industriellerRohstoff, Energieträger oder Bauholz. Andererseits haben die Biodiversität oder ihre Be-standteile einen direkten Gebrauchswert, der nicht aus dem Verbrauch sondern aus dem zer-störungsfreien Gebrauch stammt, beispielsweise für Erholungszwecke, Tourismus, Wissen-schaft und Ausbildung.
Indirekter Gebrauchswert
Indirekt hat Biodiversität einen Gebrauchswert für Menschen dadurch, dass sie eine wichtigeRolle bei der Erzeugung und Aufrechterhaltung bestimmter Ökosystemdienstleistungen hat(FROMM 2000, HUETING ET AL. 1998), die ihrerseits menschliche Bedürfnisse direkt befriedi-gen oder ökonomische Prozesse unterstützen, die letztlich auch der Bedürfnisbefriedigungdienen. Beispiele sind die oben bereits genannte Aufrechterhaltung der biologischen Produk-tivität in landwirtschaftlich genutzten Ökosystemen, Klimaregulierung, Regulierung des Was-serkreislaufs oder der verschiedenen Elementkreisläufe und Reinigung von Wasser und Luft.
Ebenso fällt hierunter die Rolle der Biodiversität für die Resilienz von Ökosystemen.
Optionswert
Auch wenn die Biodiversität heute keinen direkten oder indirekten Gebrauchswert hätte, sohat doch die Option, die Ressource Biodiversität auch zukünftig direkt oder indirekt nutzen zukönnen einen gewissen Wert. Diesen bezeichnet man als Optionswert der Biodiversität. Bei-spielsweise könnten in der Zukunft Krankheiten auftreten, die heute noch nicht bekannt sind.
Die heute vorhandene Biodiversität hätte dann einen Optionswert insofern, als sich aus ihrmöglicherweise in der Zukunft Medikamente gegen diese heute noch nicht bekannte Krank-heit gewinnen lassen. In diesem Sinne entspricht der Optionswert einer Versicherungsprämie(PERRINGS 1995a, WEITZMAN 2000), die man bereit ist, heute zu bezahlen, um im Falle deszukünftigen Eintritts eines bestimmten Ereignisses, z.B. des Auftretens einer Krankheit odereiner landwirtschaftlichen Schädlingsplage, die Möglichkeit der Schadensminderung zu ha-ben.
Während die Bewahrung jeder natürlichen Ressource einen Optionswert beinhaltet, ist dieserim Falle der Biodiversität besonders bedeutsam. Denn erstens ist der Verlust an Biodiversitätirreversibel, und zweitens besteht heute immer noch sehr hohes Unwissen über die Nützlich-keit von Biodiversität (z.B. für landwirtschaftliche oder pharmazeutische Zwecke) und überdie Rolle, die Biodiversität für die Funktionsfähigkeit von Ökosystemen spielt. In einer Situa-tion des Unwissens über die Zukunft kann es aber vorteilhaft sein, irreversible Entscheidun-gen hinauszuzögern. Im Laufe der so gewonnenen Zeit können dann durch Forschung zusätz- liche Informationen gewonnen werden, z.B. darüber, welche Teile der genetischen Vielfaltpotenziell für die pharmazeutische Industrie nützlich sind und welche nicht. Insofern gibt derOptionswert auch den Wert des Zuwachses an Information und Wissen an, der durch das Auf-schieben von irreversiblen Entscheidungen in einer Situation der Unsicherheit über die Zu-kunft gewonnen werden kann (ARROW UND FISHER 1974, HANEMANN 1989, HENRY 1974,FISHER AND HANEMANN 1986).7 Nachempfundener Gebrauchswert
Der sogenannte nachempfundene Gebrauchswert (GBA 1995b: 13) der Biodiversität ist da-durch gegeben, dass Menschen bereit sind, Zahlungen dafür zu leisten (bzw. auf Gebrauchs-nutzen dafür zu verzichten), dass andere Mitglieder der gegenwärtiger Generation einenGebrauchsnutzen aus den unterschiedlichen Komponenten der Biodiversität ziehen können.
Dies ist eine Form von Altruismus gegenüber Freunden, Verwandten oder Fremden.
Vermächtniswert
Der sogenannte Vermächtniswert der Biodiversität ist dadurch gegeben, dass Menschen bereitsind, Zahlungen dafür zu leisten (bzw. auf Gebrauchsnutzen dafür zu verzichten), dass zu-künftige Generationen Zugang zu biologischer Vielfalt oder einzelner Komponenten davonhaben. Er bezieht sich also nicht auf die eigene spätere Inanspruchnahme der Biodiversität,sondern auf diejenige nachfolgender Generationen (POMMEREHNE 1987: 175f.). Es handeltsich hierbei also um eine Form von Altruismus gegenüber zukünftigen Generationen.
Existenzwert
Der sogenannte Existenzwert (KRUTILLA 1967: 781) der Biodiversität ist dadurch gegeben,dass Menschen bereit sind, Zahlungen dafür zu leisten (bzw. auf Gebrauchsnutzen dafür zuverzichten), dass die biologische Vielfalt auch weiterhin in ihrem heutigen Ausmaß existiert.
Dies drückt eine Wertschätzung der biologischen Vielfalt aus, die unabhängig von jeder tat-sächlichen oder potenziellen, direkten oder indirekten Nutzung ist. Sie beruht auf der Befrie-digung, die ein Mensch aufgrund des Wissens, dass es bestimmte Arten oder Ökosystemeüberhaupt gibt, empfindet. Dies kann als eine Form von Altruismus gegenüber nicht-menschlichen Spezies oder gegenüber der Natur im allgemeinen aufgefasst werden und istwohl in erster Linie ethisch oder religiös motiviert. Einen Eindruck von der Bedeutung desExistenzwertes kann das Spendenaufkommen für Naturschutz- und Umweltorganisationengeben, das beispielsweise dem Schutz des Sibirischen Tigers oder des Pandabären gewidmetist (PEARCE UND TURNER 1990: 135).8 7 Dieser Teil des Optionswertes wird oft auch als Quasi-Optionswert bezeichnet.
8 Weil der Existenzwert nicht an menschliche Gebrauchserwägungen gebunden ist, scheint er zunächst auch keinökonomischer Wert im Sinne eines instrumentellen Wertes zu sein. Tatsächlich wird der Existenzwert auchhäufig als intrinsischer Wert bezeichnet (z.B. von GBA 1995b: 13, PEARCE UND TURNER: 130). Allerdings be-steht der Existenzwert zwar unabhängig von der derzeitigen oder zukünftigen Nutzung der Biodiversität, aberkeineswegs unabhängig von dem wertenden Wirtschaftssubjekt (PIRSCHER 1997:74). Das Wissen um die Exis-tenz bestimmter Spezies erhöht den Nutzen des Wirtschaftssubjektes. Damit ist der Existenzwert ein instrumen-teller Wert, insofern als die Existenz einer Spezies instrumentell für das Wohlbefinden dieses Wirtschaftssub-jekts ist.
2.3 Methoden zur Ermittlung des ökonomischen Gesamtwerts
An dieser Stelle lässt sich festhalten: Der ökonomische Gesamtwert der biologischen Vielfaltumfasst ganz unterschiedliche Komponenten, entsprechend den sehr unterschiedlichenmenschlichen Bedürfnissen, die durch diese natürliche Ressource befriedigt werden können.
Die ökonomische Bewertung der Biodiversität stützt sich aber auch in diesem sehr breit gefä-cherten Spektrum ausschließlich auf Werte, die auf menschlichen Präferenzen basieren. Dieeinzelnen Bestandteile des ökonomischen Gesamtwertes sind zwar grundsätzlich additiv, esbedarf aber besonderer Sorgfalt, um nicht sich gegenseitig ausschließende Werte zu addieren(MORAN UND PEARCE 1997: 2). Beispielsweise wäre es nicht möglich, den Ertrag, welchenman aus dem Verkauf des Holzes nach einer vollständigen Rodung eines Waldes erzielt, mitden Erträgen anderer Formen der Waldnutzung (z.B. der Erholungsfunktion) zu addieren, dadiese durch die Rodung zerstört würden.
Wie ermittelt man nun den ökonomischen Gesamtwert? Bei Gütern, die auf Märkten gehan-delt werden, kann (unter bestimmten Bedingungen) der Marktpreis als Ausdruck des ökono-mischen Gesamtwerts genommen werden. Bei der Ressource biologische Vielfalt stellt sichaber, wie bei den allermeisten natürlichen Ressourcen, das Problem, dass sie nicht oder nurpartiell auf Märkten gehandelt wird. Zur Ermittlung der einzelnen Komponenten des ökono-mischen Gesamtwerts bzw. des ökonomischen Gesamtwerts als Ganzem sind daher in derLiteratur zur Bewertung natürlicher Ressourcen verschiedene Nichtmarktbewertungsverfah-ren vorgeschlagen worden, die prinzipiell auch für die Ermittlung des ökonomischen Ge-samtwerts der Biodiversität herangezogen werden können (siehe GBA 1995a: 844-858).9 Bei-spielhaft seien hier der Ersatzkostenansatz, der Erhaltungskostenansatz, der Produktionsfunk-tionsansatz, der hedonische Preisansatz, die Reisekostenmethode oder die kontingente Be-wertungsmethode genannt.10 3. Ökonomische Ursachen des gegenwärtigen Verlustes der biologischen Vielfalt
Das Aussterben von Arten ist erdgeschichtlich nichts Neues. Zu jeder Zeit sind Arten ausge-storben und gleichzeitig neue Arten entstanden. Neu ist aber die gegenwärtige hohe Ge-schwindigkeit des Artensterbens, die weit über dem langjährigen, aus Fossilienfunden beleg-ten Wert liegt. Konservative Schätzungen der globalen Rate des Aussterbens verschiedenerGruppen von Spezies variieren zwischen dem 50 und dem 100-fachen des natürlichen Wertes(GBA 1995b: 2). In tropischen Regenwäldern liegt die Aussterberate noch beträchtlich höher.
Dort übersteigt sie gegenwärtig die natürliche Rate um den Faktor 1.000 bis 10.000 (GBA1995b: 2). Die weite Spannbreite der Schätzungen geht auf das beträchtliche Unwissen überdie Anzahl der existierenden Arten zurück. Der gegenwärtig zu beobachtende Verlust an ge-netischer Vielfalt, Artenvielfalt und Ökosystemvielfalt ist damit nach Meinung vieler Biolo-gen und Ökologen so dramatisch, dass er bereits als das „sechste Massenaussterben“ (WILSON1992: 32, GBA 1995b: 22) in der Erdgeschichte bezeichnet wird. Die spezifischen Mecha-nismen, über die sich die Verringerung und der Verlust von Populationen, das Aussterben vonArten und die Transformation und Beeinträchtigung ökologischer Gemeinschaften vollziehen,sind die folgenden (GBA 1995b: 20): 9 PEARCE UND MORAN (1994: 48) betonen dagegen die beträchtlichen Schwierigkeiten, mit denen eine Übertra-gung dieser Methoden auf die Bewertung der biologischen Vielfalt verbunden ist.
10 Eine genaue Darstellung dieser Methoden würde den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen und unterbleibt da-her. Für eine Einführung sei der Leser auf die umfangreiche, einschlägige Literatur verwiesen (z.B. HANLEYUND SPASH 1993, POMMEREHNE 1987, SMITH 1996).
• Verlust, Fragmentierung und Degradierung von Habitaten,• Übernutzung,• Einführung nicht-nativer Spezies,• Verschmutzung von Boden, Wasser, Luft,• Klimawandel.
Während in kontinentalen Ökosystemen Verlust, Fragmentierung und Degradierung von Ha-bitaten der wichtigste Mechanismus ist, sind in ozeanischen Ökosystemen die Übernutzungdurch Fischerei und Verschmutzung die wichtigsten Faktoren. Korallenriffe, die neben dentropischen Regenwälder einen weiterer Brennpunkt biologischer Vielfalt bilden, sind beson-ders durch den Klimawandel betroffen. Auf Inseln sind die Einführung nicht-nativer Speziesund Habitatverlust gleichermaßen wichtig.
Die gerade genannten fünf Mechanismen sind die Entwicklungen, auf die sich der gegenwär-tige Verlust an Biodiversität phänomenologisch zurückführen lässt. Die eigentlichen, diesenphänomenologischen Entwicklungen zugrunde liegenden Ursachen des Verlustes von Biodi-versität lassen sich aus ökonomischer Sicht mit Hilfe des oben in Abschnitt 2 eingeführtenKonzepts des ökonomischen Gesamtwertes analysieren. Diese ökonomische Analyse basiertauf der Identifizierung der jeweils in bestimmten Situationen für das Handeln von Individuenoder Gemeinschaften herrschenden Anreizstrukturen. Aus dieser ökonomischen Sichtweiseheraus lassen sich die folgenden vier elementaren Ursachen für den Verlust an biologischerVielfalt identifizieren (GBA 1995a: 830-832, MORAN UND PEARCE 1997: 83-89): • Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum,• Marktversagen,• Staatsversagen und• fundamentales Unwissen.
Diese Ursachen werden im folgenden ausführlich diskutiert.
3.1 Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum
Die Ursache für den globalen Verlust an biologischer Vielfalt, die auf den ersten Blick dieoffensichtlichste zu sein scheint, ist das kontinuierliche Wirtschaftswachstum in den hochindustrialisierten Ländern und das ebenfalls fortschreitende, wenn auch mit abnehmendenZuwachsraten, Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern (EHRLICH UND HOLDREN1971, HOLDREN UND EHRLICH 1974, SMITH ET AL. 1995). Beide Entwicklungen führen einer-seits zu zunehmender Nachfrage nach biologischen Ressourcen und begründen andererseitseinen immer stärkeren Druck auf die Erschließung natürlicher Landflächen als Industrie-standort, für Infrastruktur (Autobahnbau, Flughafenausbau, neue Hochgeschwindigkeitseisen-bahnstrecken) oder als landwirtschaftliche Nutzfläche.
Dabei führt das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum scheinbar zwangsläufig und unver-meidbar zu einem Verlust an biologischer Vielfalt. Der Grund ist die fundamentale Konkur-renz in der Landnutzung: Land kann entweder in einem natürlichen Zustand belassen werdenund damit Lebensraum verschiedener Populationen und Spezies sein, oder es kann für einewirtschaftliche Nutzung erschlossen werden, was dann aber zu einem Verlust des Lebens-raums für die ursprünglich dort lebenden Populationen führt und damit zu deren Aussterben.
Da die Landfläche auf diesem Planeten begrenzt ist, führt Wirtschafts- und Bevölkerungs-wachstum zwangsläufig dazu, dass die wirtschaftliche Nutzung des Landes aufgrund einer verstärkten Nachfrage einen höheren Wert zugesprochen bekommt, während der Wert alsnatürliche Schutzzone konstant bleibt. In der Abwägung zwischen den beiden Alternativenverschiebt sich das Gewicht also immer mehr zugunsten der wirtschaftlichen Nutzung. AlsFolge dieser Abwägung wird immer mehr Land für eine wirtschaftliche Nutzung erschlossen,was wiederum einen fortgesetzten Verlust an biologischer Vielfalt zur Folge hat.
Doch diese Entwicklung ist nicht so zwangsläufig wie sie erscheinen mag (SWANSON 1995b).
Denn in dem Abwägungsprozess zwischen den beiden fundamentalen Alternativen, Erhaltbiologischer Vielfalt vs. wirtschaftliche Entwicklung, treten sehr viele Verzerrungen auf, dieinsgesamt dazu führen, dass diese Abwägung systematisch zuungunsten des Erhalts natürli-cher Lebensräume verfälscht wird. Von manchen wird die These vertreten, dass der gegen-wärtige Verlust an Biodiversität nicht so sehr durch das heutige Bevölkerungs- und Wirt-schaftsniveau verursacht wird, als vielmehr durch diese Verzerrungen, die im folgenden de-tailliert dargestellt werden.
3.2 Marktversagen
Ein Standardergebnis der ökonomischen Theorie besagt, dass das Gleichgewicht auf einemfreien Markt unter bestimmten Bedingungen sozial, d.h. gesamtgesellschaftlich, optimal ist indem Sinne, dass man kein Individuum der Gesellschaft mehr besser stellen kann, ohne einanderes Individuum zu verschlechtern. Eine der Bedingungen für dieses Ergebnis ist, dasskeine externen Effekte vorliegen. Das bedeutet, dass alle Konsequenzen einer Transaktion imgegenseitigen Einvernehmen der Marktteilnehmer über den Marktpreis abgegolten werden.
Liegen dagegen externe Effekte vor, d.h. reflektiert der Marktpreis nicht alle Konsequenzeneiner Transaktion, dann kommt es zu sogenanntem Marktversagen. In diesem Fall reflektiertder Marktpreis eines Gutes, wenn es denn überhaupt einen Markt für dieses Gut gibt, nichtden ökonomischen Gesamtwert des Gutes. Das Marktgleichgewicht ist dann auch nicht sozialoptimal. Externe Effekte existieren bei der Allokation von biologischen Ressourcen aber invielfältiger Weise.
Externe Effekte aufgrund fehlender oder unvollständig definierter Eigentumsrechte
Beispielsweise sind die Eigentumsrechte an vielen biologischen Ressourcen gar nicht oder nurunvollständig definiert (LERCH 1996, 1998). Im Fall des völligen Fehlens von Eigentums-rechten oder Nutzungsregeln (z.B. bei Fischpopulationen außerhalb der nationalen Küstenzo-nen) handelt es sich um eine Ressource mit freiem Zugang. Der Preis der Ressource liegt da-mit implizit bei Null. Ein potenzieller Nutzer muss für die Ressource selbst also nichts be-zahlen; er hat lediglich Aufwendungen für die Extraktion der Ressource, z.B. beim Fischfangoder beim Holzeinschlag. Es ist unmittelbar einsichtig, dass eine Ressource, die – obwohlnützlich und knapp – den Preis Null besitzt, nicht effizient genutzt sondern tendenziell über-nutzt wird. Ähnlich stellt sich die Situation für Ressourcen dar, die von einer begrenzten An-zahl von Individuen (z.B. von einer Dorfgemeinschaft oder den Einwohnern eines ganzenLandes) gemeinschaftlich genutzt werden, ohne dass dabei aber gleichzeitig verbindlicheNutzungsregeln vereinbart werden. Auch hier gibt es das Problem der Übernutzung, wie esvon HARDIN (1968) als „Tragedy of the commons“ für das Beispiel der traditionellen Dorf-weide beschrieben wurde. Für einzelne Nutzer einer solchen Ressource besteht immer einAnreiz, die Ressource übermäßig zu nutzen, da die Vorteile vollständig einem selbst zu Gutekommen, während die sich aus der Übernutzung ergebenden Problem von der gesamten Nut-zergemeinschaft, und damit von jedem einzelnen Nutzer nur zu einem bestimmten Anteil, zutragen sind.
Marktversagen, das sich aus der fehlenden oder unzureichenden Regelung von Eigentums-rechten ergibt, lässt sich im Prinzip durch Definition und Zuweisung von Eigentumsrechtenkorrigieren. Diese Logik steht auch hinter den im Rahmen der WTO und der UN-Konventionüber biologische Vielfalt (BMU 1992) formulierten Überlegungen, Eigentumsrechte in Formvon Patenten („Intellectual Property Rights“) auf tierische und pflanzliche Gene einzuführenund durchzusetzen (SEDJO UND SIMPSON 1995, SWANSON UND GÖSCHL 2000). Die Hoffnungist, dass der Verlust an genetischer Vielfalt dadurch aufzuhalten ist, dass diese bislang freizugängliche und damit kostenlose Ressource einen angemessenen Wert dadurch erhält, dassdie nun existierenden privaten Eigentümer der Ressource im eigenen Interesse schonend mitdieser knappen Ressource umgehen. Ein Beispiel dafür, dass die beabsichtigte Wirkung dieserRegelung tatsächlich eintritt, ist der 1991 geschlossene Vertrag zwischen dem PharmakonzernMerck und dem Nationalen Institut für Biodiversität (INBio) in Costa Rica (vgl. SEDJO UNDSIMPSON 1995: 84ff., LERCH 1998: 292f.),11 dem in der Zwischenzeit zahlreiche weitere ähn-liche Verträge gefolgt sind.
Eine vollständige Definition und Zuweisung von Eigentumsrechten reicht aber bei weitemnicht aus, um das Problem des Marktversagens bei der Allokation von Biodiversität zu lösen.
Denn selbst bei vollständiger Regelung von Eigentumsrechten an biologischen Ressourcenbleiben viele externen Effekte noch bestehen, weil entsprechende Foren (Märkte) fehlen, aufdenen sich ein Preis dieser Ressourcen bilden könnte, der alle Konsequenzen einer Transakti-on mit dieser Ressource vollständig reflektiert. Dies betrifft vor allem den öffentlichen-Guts-Charakter von Biodiversität, das räumliche Auseinanderfallen von Kosten und Nutzen zu ei-nem Zeitpunkt und das zeitliche Auseinanderfallen von Kosten und Nutzen. Diese externenEffekte werden im folgenden diskutiert.
Charakter als öffentliches Gut
Während biologische Ressourcen teilweise den Charakter von normalen, privaten ökonomi-schen Gütern haben (z.B. als industrieller Rohstoff), weisen sie in zahlreichen anderen undwichtigen Aspekten der Nutzung den Charakter eines öffentlichen Gutes auf. Das bedeutet,dass (i) die Nutzung der Ressource durch ein Individuum die Nutzungsmöglichkeiten andererIndividuen nicht einschränkt (sogenannte Nichtrivalität im Konsum) und (ii) kein Individuumvon der Nutzung der Ressource ausgeschlossen werden kann (sogenannte Nichtausschließ-barkeit vom Konsum). Diese beiden Eigenschaften gelten insbesondere für den besonderswichtigen Beitrag der Biodiversität zur Fähigkeit von Ökosystemen, lebensnotwendigeDienstleistungen für den Menschen abzugeben (z.B. Regulierung der Atmosphärenzusam-mensetzung oder des Wasserkreislaufs). Die Tatsache, dass ein Individuum den konstantenSauerstoffgehalt der Atmosphäre zum Atmen nutzt, schränkt die Möglichkeit anderer Indivi-duen, genau dasselbe zu tun, nicht ein. Weiterhin ist es nicht möglich, einzelne Individuenvon der Nutzung des Sauerstoffs zum Atmen auszuschließen – zumindest ist es nur sehrschwer vorstellbar.
11 Das Instituto Nacional de Biodiversidad (INBio) von Costa Rica, eine private, auf Empfehlung der Regierungvon Costa Rica gegründete Non-Profit-Einrichtung, hat das Ziel, Costa Ricas biologischen Reichtum durch För-derung der intellektuellen und ökonomischen Nutzung zu bewahren. Die 1991 getroffene und 1994 sowie 1996verlängerte Vereinbarung zwischen INBio und dem US-Pharmakonzern Merck Inc. sieht vor, dass Merck zuBeginn der jeweils zweijährigen Vertragslaufzeit eine einmalige Zahlung von 1 Million US$ an INBio für dieArbeit des Instituts aber auch zur Erhaltung des natürlichen Regenwaldes leistet und dafür jährlich eine be-stimmte Anzahl von Pflanzenproben aus dem Wald erhält. Merck leistet darüber hinaus einen bestimmten Pro-zentsatz vom Umsatz als Lizenzzahlungen an INBio aus dem kommerziellen Verkauf der Produkte, die aus die-sen genetischen Ressourcen hervorgehen. Über die Höhe dieser Lizenzgebühren haben die VertragsparteienStillschweigen vereinbart. Sie dürften aber zwischen 1% und 5% vom Umsatz liegen.
Die Allokation öffentlicher Güter über den Markt ist aber generell ineffizient (BERNHOLZ UNDBREYER 1984: Kap. 4), d.h. es kommt zu Marktversagen. Die Ursache liegt darin, dass auf-grund der Eigenschaft der Nichtrivalität im Konsum jedes einzelne Individuum einen Anreizhat, sich als „Trittbrettfahrer“ zu verhalten, d.h. seine wahren Präferenzen für den Konsumdes öffentlichen Gutes zu verschleiern und die von anderen Individuen bereitgestellte Mengedes Gutes mitzukonsumieren, ohne sich an der Finanzierung zu beteiligen.
Die Konsequenz ist insgesamt eine Unterversorgung mit dem öffentlichen Gut durch denMarkt im Vergleich zum sozialen Optimum. Diese Form von Marktversagen kann auch nichtdurch eine geeignete Festlegung von privaten Eigentumsrechten an öffentlichen Gütern ge-heilt werden, da aufgrund des besonderen Charakters dieser Güter, vor allem aufgrund derEigenschaft der Nichtausschließbarkeit vom Konsum, eine solche prinzipiell gar nicht mög-lich ist.
Intragenerationale räumliche externe Effekte: globaler Wert vs. lokale Märkte
Viele der in Abschnitt 2 identifizierten Wertaspekte der biologischen Vielfalt sind globalerArt, z.B. der nachempfundene Gebrauchswert, der Vermächtniswert, der Existenzwert, aberauch der indirekte Gebrauchswert, der daraus resultiert, dass beispielsweise das komplexeÖkosystem des Amazonasregenwalds Wetter- und Klimamuster generiert und reguliert, dieglobal wirksam werden. Das bedeutet, dass ein großer Teil dieses Wertes von Menschen emp-funden wird, die nicht direkt am Ort der Ressource leben und auch an dortigen lokalen Ent-scheidungen, z.B. über die Umwandlung von Regenwald in Ackerfläche nicht mitwirken.
Umgekehrt bedeutet das, dass in die lokale Entscheidung über die Form der Landnutzung inder Amazonasregion diese Werte nicht mit einfließen. Der Wert der Landnutzung durch A-ckerbau wird also verglichen mit dem Wert der Landnutzung als Primärregenwald, so wie ervon der lokalen Bevölkerung empfunden wird. Letzterer liegt sicher sehr viel niedriger als derglobal aggregierte ökonomische Gesamtwert. Der externe Effekt besteht also darin, dass beieiner möglichen Entscheidung, Primärregenwald abzuholzen, die Bewertungen vieler vondieser Transaktion Betroffenen, nämlich der nicht ortsansässigen Nutzer, gar nicht berück-sichtigt werden. Gemessen am global zu ermittelnden ökonomischen Gesamtwert wird daherbei der lokalen Entscheidung der Wert der biologischen Vielfalt zu gering angesetzt. Tenden-ziell führt dies dazu, dass eine übermäßige Umwandlung von Primärregenwald in Ackerlandstattfindet.
Intergenerationale externe Effekte: heutige vs. zukünftige Kosten und Nutzen
Ganz ähnlich verhält es sich zwischen heutigen und zukünftigen Nutzern der biologischenVielfalt. Die heutigen Märkte berücksichtigen lediglich die heutigen Kosten und den heutigenNutzen von Transaktionen. Insofern vernachlässigen sie den Teil des ökonomischen Gesamt-werts heutiger Transaktionen, der auf zukünftige Nutzer entfällt, da diese an heutigen Markt-und Entscheidungsprozessen nicht teilnehmen.
Insgesamt wirken im Fall der Biodiversität alle genannten externen Effekte in dieselbe Rich-tung. Der heutige Marktpreis für die wesentlichen Bestandteile der biologischen Vielfalt, dervielfach – wenn überhaupt – lediglich deren direkten Gebrauchswert reflektiert, liegt teilweiseerheblich unter ihrem sozial optimalen Wert, der durch den (global und intertemporal aggre-gierten) ökonomischen Gesamtwert gegeben ist, der neben dem direkten Gebrauchswert auchden indirekten Gebrauchswert und Nicht-Gebrauchswerte einschließt. Damit liegen die pri-vaten Kosten beispielsweise der Umwandlung von Primärregenwald in Ackerland weit unter den wahren Kosten, die der gesamten Gesellschaft durch den Verlust des Regenwaldes ent-stehen. Umgekehrt liegt damit der private Gewinn, der sich durch die Umwandlung von Pri-märregenwald in Ackerland erzielen lässt weit über dem Gewinn für die gesamte Gesell-schaft. Als Folge des am sozialen Optimum gemessenen zu niedrigen Marktpreises kommt esalso auf freien Märkten zu einer zu hohen Nutzung und damit zu einem übermäßigen Verlustan biologischer Vielfalt.
3.3 Staatsversagen
Viele der gerade unter dem Stichwort Marktversagen genannten Probleme ließen sich (zu-mindest in der ökonomischen Theorie) durch geeignete regulierende Eingriffe in die Markt-prozesse lösen. Beispielsweise könnte man daran denken, dass die bei lokalen Entscheidungennicht berücksichtigten globalen Kosten des Verlustes an Primärregenwald (in Form entgange-ner Nutzung) durch eine Steuer auf Tropenholz in geeigneter Höhe kompensiert würden. DieSteuer müsste gerade so bemessen sein, dass sie die sozialen Kosten der Abholzung, die bis-lang nicht im Marktpreis enthalten sind, abdeckt. Die Verantwortung für solche Eingriffe liegtbei den einzelnen Staaten bzw. bei der internationalen Staatengemeinschaft. Unterbleibt einsolcher regulierender Eingriff zur Korrektur eines Marktversagens, liegt ein Staatsversagenvor.
Nicht nur ist heute Staatsversagen bei Umweltproblemen weit verbreitet, weil regulierendeEingriffe zur Korrektur von Marktversagen weitgehend unterbleiben oder in nicht ausreichen-dem Ausmaß durchgeführt werden. Vielmehr verstärken manche Staaten das Marktversagennoch zusätzlich durch Maßnahmen, die zur Wirkung haben, dass der Marktpreis noch weitervom sozial optimalen Preis abweicht als ohne Staatseingriff. Beispiele sind staatliche Prämienfür die „Urbarmachung von Land“ wie sie in Brasilien für die Abholzung von Primärregen-wald gezahlt werden (BINSWANGER 1991) oder die Subventionierung der Hochseefischereidurch die EU.
Eine weitere Ursache des gegenwärtigen dramatischen Verlustes an Biodiversität besteht inder extremen Einkommens- und Vermögensungleichheit zwischen den industrialisiertenOECD-Ländern des Nordens und den sich entwickelnden Ländern auf der Südhalbkugel; ge-nauer: in der Armut in ländlichen Gegenden der armen Entwicklungsländer (DASGUPTA 1993,1995). Der allergrößte Teil der heute bekannten biologischen Vielfalt befindet sich in denärmsten Ländern der Welt, nämlich in den äquatorialen Gebieten Südamerikas, Afrikas undSüdostasiens.12 Während für uns in Deutschland der Schutz von Biodiversität, beispielsweisedurch die Einrichtung von Schutzgebieten, einen im Vergleich zu unserer gesamten wirt-schaftlichen Tätigkeit – 1999 betrug das BIP der Bundesrepublik Deutschland 3.700 Milliar-den DM (IW 2000: 26) – sehr geringen Verzicht auf (land- oder industrie-) wirtschaftlicheNutzung bedeutet, stellt sich für die ländliche Bevölkerung in den ärmsten Ländern der Weltdas Entscheidungsproblem Naturschutz vs. wirtschaftliche Nutzung gar nicht. Ein Verzichtauf landwirtschaftliche Nutzung als einzige Einkommens- und Nahrungsquelle käme demVerhungern gleich und steht damit natürlich nicht zur Diskussion. Insofern man es als eineAufgabe der Politik ansieht, internationale (Verteilungs-) Gerechtigkeit zu schaffen, liegt hierebenfalls eine Form von Staatsversagen vor.
12 Die tropischen Regenwälder beheimaten schätzungsweise 50%, oder sogar mehr, aller existierenden Speziesauf nur 6% der Landoberfläche der Erde /Myers 1995: 111). Gleichzeitig werden die tropischen Wälder gegen-wärtig schneller zerstört als jedes andere großflächige Biom.
3.4 Fundamentales Unwissen
Bislang war von den Ursachen des Verlustes an biologischer Vielfalt die Rede, die dazu füh-ren, dass der implizit als bekannt vorausgesetzte ökonomische Gesamtwert dieser Ressourcein Allokationsentscheidungen nicht angemessen berücksichtigt wird. Allerdings ist der öko-nomische Gesamtwert der Biodiversität tatsächlich gar nicht genau bekannt. Auch wenn dieHoffnung besteht, dass die Forschung Fortschritte bei den Methoden zur Ermittlung der ein-zelnen Komponenten dieses Wertes erzielt, so wird doch ein ganz wesentliches Unwissendeswegen bestehen bleiben, weil der ökonomische Gesamtwert u.a. von den zukünftigen Nut-zungsmöglichkeiten und von dem indirekten Nutzen der Ressource bestimmt wird. Geradehinsichtlich dieser beiden Nutzungsmöglichkeiten von Biodiversität besteht aber ein beträcht-liches fundamentales, d.h. nicht reduzierbares Unwissen (vgl. FABER UND PROOPS 1998: Kap.
7). Beispielsweise ist es heute eine noch weitgehend offene Frage, welche Rolle Biodiversitätfür die Stabilität von Ökosystemen oder für die Bereitstellung einzelner von den Menschengeschätzten Ökosystemdienstleistungen (z.B. Regulierung des Wasser-, Kohlenstoff oderStickstoffkreislauf etc.) spielt. Aufgrund der hohen Komplexität von Ökosystemen ist auch zuvermuten, dass dieses Unwissen selbst durch intensive Forschung nicht so weit aufgehobenwerden kann, dass zukünftig genaue Vorhersagen darüber möglich sind, wie sich die Reduzie-rung einer einzelnen oder mehrerer Populationen auf das Gesamtgefüge des Ökosystems unddie von ihm bereitgestellten Dienstleistungen für den Menschen auswirken. Dies wäre abererforderlich, wollte man diese Rolle von Biodiversität bewerten.
Damit stellt sich die Frage, welche Bedeutung das Konzept des ökonomischen Gesamtwertsüberhaupt als Grundlage für Entscheidungen hat, wenn einzelne Komponenten davon funda-mentalem Unwissen unterliegen. Handelt es sich bei diesem Konzept dann nicht bloß um eineleere konzeptionelle Hülle? Aus der Erkenntnis, dass wir in diesem Aspekt bei der Nutzungvon Biodiversität mit fundamentalem Unwissen konfrontiert sind, könnte man daher auch denSchluss ziehen dass die Gesellschaft vorsichtshalber eine Politik des „Safe-Minimum-Standards“ (CIRIACY-WANTRUP 1965) anwenden sollte, d.h. Schranken an Habitatzerstörungsetzen sollte, die auf jeden Fall einen irreversiblen Verlust von wesentlichen Ökosystem-dienstleistungen vermeidet.
4. Bedeutung der ökonomischen Bewertung für den Schutz der biologischen Vielfalt
Der ökonomische Wert der biologische Vielfalt resultiert daraus, dass sie menschliche Be-dürfnisse befriedigt und gleichzeitig knapp ist. Genauer gesagt, sind die Mittel zu ihremSchutz knapp. Bezüglich der Auswirkungen dieser Knappheit für die Realisierung vonSchutzmaßnahmen kommt der für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP ver-fasste Bericht Global Biodiversity Assessment in seiner Zusammenfassung für politische Ent-scheidungsträger zu folgendem Schluss (GBA 1995b: 2): „Because of the world-wide loss or conversion of habitats that has already takenplace, tens of thousands of species are already committed to extinction. It is not pos-sible to take preventive action to save all of them.“ Diese Schlussfolgerung setzt einen deutlichen Kontrapunkt zu jenen naiven Vorstellungen,die bis heute die Arbeit vieler Umweltverbände und auch weitgehend die Umweltgesetzge-bung13 beherrschen und die davon ausgehen, dass es Ziel des Natur- und Artenschutzes seinsollte, alle gefährdeten Arten vor der Ausrottung zu bewahren. Wenn es aber tatsächlich gar 13 Diese Vorstellung wird beispielsweise im US-amerikanischen Endangered Species Act von 1973 explizit for-muliert. Vgl. BROWN UND SHOGREN (1998) für eine ökonomische Analyse dieses Gesetzeswerkes und seinerUmsetzung.
nicht möglich ist, alle heute an der Schwelle zur Ausrottung stehenden Arten vor dem Aus-sterben zu retten, dann stellt sich die Frage: Welcher Teil der Biodiversität soll bewahrt wer-den? Dabei geht es vor allem um zwei Aspekte, die Abwägungen auf unterschiedlichen Ebe-nen betreffen: Wie wichtig ist der Schutz einer bestimmten bedrohten Art im Vergleich zu einer an-deren? Wie wichtig ist der Schutz biologischer Vielfalt im Vergleich zu anderen gesellschaft-lichen Zielen? Es ist klar, dass die Antwort auf diese Fragen eigentlich nur unbefriedigend und unerfreulichsein kann. Impliziert sie doch, dass auf jeden Fall ein Teil der heute existierenden biologi-schen Vielfalt irreversibel verloren gehen wird. Die entsprechenden Entscheidungen müssenaber so oder so getroffen werden. Nach welchen Kriterien sollten sie dann getroffen werden? 4.1 Vergleich verschiedener Schutzziele
Ökonomische Überlegungen spielen bislang im Artenschutz eine eher untergeordnete Rolle.
Viele Naturwissenschaftler und Ökologen betrachten die Methoden und Gedankenwelt vonÖkonomen mit großem Misstrauen. („Ist nicht letztlich die Ökonomie Schuld an den meistengegenwärtigen Umweltproblemen?“). Auch die Gesetzgebung im Bereich des Natur- und Ar-tenschutzes sieht bei Entscheidungen über das Auflisten gefährdeter Arten, z.B. in der soge-nannten „Roten Liste“, oder bei der Entwicklung von Schutzmaßnahmen für gefährdete Artenbislang ausschließlich den Rückgriff auf ökologische und naturwissenschaftliche Kompetenzvor. Ökonomische Überlegungen sind hier nicht vorgesehen und werden, wenn sie überhauptthematisiert werden, als den Zielen des Natur- und Artenschutzes diametral entgegenstehendbehandelt, was z.B. in dem vielbeschworenen angeblichen „Konflikt zwischen Ökonomie undÖkologie“ zum Ausdruck kommt.14 Dass Arten unterschiedlich nützlich sind, aus ökologi-scher Sicht oder auch gemessen an ihrem ökonomischen Gesamtwert, und dass der wirksameSchutz von Arten mit je nach Art unterschiedlich hohen Kosten verbunden sein kann, spieltbeispielsweise für die Aufnahme in die „Rote Liste“ der gefährdeten Arten keine Rolle. EineArt, deren Schutz sehr teuer ist und die dennoch nur geringe Nützlichkeit hat, wird hierbeigenau so behandelt wie eine Art mit sehr hohem ökonomischen Gesamtwert und relativ ge-ringen Kosten der Bewahrung.
Während die offizielle Rhetorik des Arten- und Naturschutzes von der Absicht ausgeht, allegefährdeten Arten zu schützen, und die Bildung von Prioritäten nicht vorsieht, machen esZeit- und Budgetbeschränkungen der zuständigen Vollzugsbehörden dennoch unumgänglich,solche Prioritäten – wenn auch häufig unausgesprochen – zu setzen. METRICK UNDWEITZMAN (1998) haben für die USA untersucht, von welchen Kriterien die Entscheidungdes Office of Endangered Species, eine Art als gefährdet einzustufen, sowie die öffentlichenAusgaben zwischen 1989 und 1993 für den Schutz einzelner Arten15 tatsächlich abhingen. Siekamen zu dem Ergebnis, dass als erklärende Variablen für die Aufnahme einer Art in dieListe gefährdeter Arten vor allem der Gefährdungsgrad, die Verschiedenartigkeit dieser Art 14 Als der US-Kongress 1973 die erste Version des Endangered Species Act in Kraft setzte, machte er explizitdeutlich, dass ökonomische Kriterien weder für die Auflistung noch für die Ausweisung von kritischen Habitatenheranzuziehen seien (BROWN UND SHOGREN 1998: 4). Der oberste Gerichtshof der USA bestätigte diese Sicht1978 in einem Grundsatzurteil (Tennessee Valley Authority v. Hill, 437 U.S. 187, 184 (1978)): „the value ofendangered species is incalculable“ und „it is clear from the Act’s legislative history that Congress intended tohalt and reverse the trend toward species extinction – whatever the cost“.
15 In diesem Fünfjahreszeitraum wurden insgesamt 914 Mio. US$ für den Schutz von insgesamt 229 Wirbeltier-arten ausgegeben. In der Untersuchung wurden nur die Ausgaben berücksichtigt, die einzelnen Arten zugerech-net werden konnten.
von anderen Arten, d.h. ihre taxonomische Einzigartigkeit, und ihre Größe wichtig waren.
Dementsprechend rangieren Säugetiere und Fische vor Amphibien und Reptilien. Spinnenund Insekten, die was die Zahl der vom Aussterben bedrohten Arten angeht als Gruppe amstärksten bedroht sind, gibt es auf der Liste gefährdeter Arten nur ganz wenige.
Im Unterschied zur Auflistung als gefährdete Art korrelieren die Ausgaben für Schutzmaß-nahmen negativ (!) und signifikant mit dem Gefährdungsgrad einer Art. Positiv und signifi-kant ist dagegen die Korrelation mit der Körperlänge des Tiers gemessen in Zentimeter.
Daneben korrelieren als erklärende Variablen positiv mit den Schutzausgaben der Status einerArt als Säugetier oder Vogel, negativ dagegen der Status als Amphibium oder Reptil.
METRICK UND WEITZMAN (1998: 32) erklären dieses Ergebnis, insbesondere die zunächst ü-berraschende negative Korrelation von Schutzausgaben und Gefährdungsgrad, mit der Nicht-berücksichtigung von (unbeobachtbaren) charismatischen Faktoren, die negativ mit dem Ge-fährdungsgrad korrelieren. Sie sprechen in diesem Zusammenhang von der Zugehörigkeit zursogenannten „charismatischen Megafauna“ – große und im öffentlichen Bewusstsein populäreTiere – die offensichtlich für die Bereitschaft, Geld zum Schutz dieser Art auszugeben, ganzentscheidend ist. Über 50% der Ausgaben wurden für nur zehn Arten getätigt (darunter dasWappentier der USA, der Weißkopfseeadler, und der Grizzlybär). Insgesamt 95% der Ausga-ben waren zugunsten von Wirbeltieren. Dieses Zahlen legen nahe, dass bei der Entscheidungeine gefühlsmäßig empfundene Identifikation mit bestimmten Tieren wichtiger war als ratio-nale Überlegungen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse und anhand nachvoll-ziehbarer Kriterien.
Wenn es aber darum geht, Abwägungen zwischen verschiedenen Alternativen bezüglich ihrerrelativen Wichtigkeit und Erwünschtheit vorzunehmen, und Prioritäten zu setzen, dann kannhierbei das Instrumentarium der Ökonomik sehr hilfreich sein. Denn per Definitionem (vgl.
Abschn. 1.1) ist die Ökonomik die Wissenschaft, die sich mit der aus Sicht der Gesellschaftoptimalen Verwendung knapper Mittel beschäftigt. In ökonomischer Sichtweise ist die Be-wertung des Aufwandes und der ökologischen wie ökonomischen Konsequenzen, die mit denverschiedenen Alternativen einhergehen, ein Mittel, um die relative Erwünschtheit der ver-schiedenen Alternativen aus Sicht der Gesellschaft festzustellen. Ökonomische Bewertungkann somit dazu beitragen, dass umweltpolitische Entscheidungen bezüglich des Schutzesbiologischer Vielfalt auf einer rationalen und nachvollziehbaren Grundlage getroffen werden(vgl. z.B. DASGUPTA 2000, WEIKARD 1998).16 Insbesondere könnte eine Bewertung verschiedener Arten anhand des ökonomischen Ge-samtwerts, der ja sehr weit gefasst ist und u.a. im Prinzip auch die Funktion dieser Art inner-halb eines Ökosystems berücksichtigt, zur Aufstellung einer „Rangliste“ von zu schützendenArten verwendet werden, die dann eine sachlich begründete Priorität im Schutz unterschiedli-cher Arten widerspiegelt. Neben dem Wert einer Art müssten in einer solchen Priorisierungnatürlich auch die Kosten von bestimmten Schutzmaßnahmen für eine Art und die mit derMaßnahme verbundene Erhöhung der Überlebenswahrscheinlichkeit berücksichtigt werden.
WEITZMAN (1998) und METRICK UND WEITZMAN (1998) haben auf der Grundlage solcherÜberlegungen (und unter Verwendung einer formalen ökonomischen Analyse) das folgendesimple Kriterium für die Ermittlung des Ranges einer Art abgeleitet. Sei Vi der ökonomischeGesamtwert von Spezies i, ∆Pi die durch eine bestimmte Schutzmaßnahme mögliche Erhö-hung der Überlebenswahrscheinlichkeit dieser Art und Ci die Kosten dieser Maßnahme. Dannist eine Rangliste, in der die verschiedenen Spezies anhand des Wertes von Ri = Vi * (Pi /Ci) 16 FROMM UND BRÜGGEMANN (1999) vergleichen aus ökologischer und ökonomischer Sicht den auf Nutzenstif-tung basierenden Bewertungsansatz, so wie er auch in diesem Aufsatz dargestellt wurde, mit dem vor allem vonWeitzmann (1992, 1993, 1998) popularisierten „Diversitätsansatz“.
geordnet werden, aus ökonomischer Sicht optimal.17 Eine Art erhält nach diesem Kriteriumalso eine umso höhere Schutzpriorität, je höher ihr ökonomischer Gesamtwert ist, je stärkerihre Überlebenswahrscheinlichkeit durch eine Schutzmaßnahme erhöht werden kann und jegeringer die Kosten für diese Schutzmaßnahme sind.
Natürlich ist die Erstellung einer Rangfolge der zu schützenden Arten anhand eines derartsimplen ökonomischen Kriteriums mit einer Reihe von Problemen verbunden. Die quantitati-ve Ermittlung des ökonomischen Gesamtwertes einer Art stellt dabei vermutlich die größteSchwierigkeit dar. Dennoch erlaubt das vorgeschlagene Kriterium, die Aufstellung von Prio-ritäten im Artenschutz auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen, und ist insofern demgegenwärtig weit verbreiteten Vorgehen überlegen, das die ohnehin notwendige Priorisierunglediglich implizit vornimmt.
4.2 Verhältnis von Natur- und Artenschutz zu anderen gesellschaftlichen Zielen
Wenn es um die Frage geht, in welchem Verhältnis die Bewahrung biologischer Vielfalt zuanderen gesellschaftlichen Zielen steht bzw. stehen sollte, so ist die wesentliche ökonomischeGrundüberlegung, dass die Erhaltung von Biodiversität vor allem den Schutz natürlicher Le-bensräume, d.h. entsprechender Landflächen, erfordert. Land kann aber auch für alternativeZwecke genutzt werden, z.B. als landwirtschaftliche Fläche, Industriestandort oder für Infra-struktur, und steht nur in begrenzter Menge zur Verfügung. Wichtig ist daher, eine Entschei-dung zu treffen, welcher Anteil des Landes für den Naturschutz genutzt wird und welcherAnteil für andere Verwendungen. Dasselbe gilt für die Verwendung öffentlicher oder privaterFinanzmittel. Überspitzt formuliert geht es hier also um die Frage, wie wichtig ist uns derErhalt der biologischen Vielfalt im Vergleich zur Einrichtung von Kindergartenplätzen, Ab-hilfe beim Pflegenotstand, Verbesserung der Leistungen des öffentlichen Gesundheitssystems,etc.? Auch wenn zu vermuten ist, dass gegenwärtig der Verlust an biologischer Vielfalt sodramatisch ist, dass die Gesellschaft bei Zugrundelegung des ökonomischen Gesamtwerts derBiodiversität bereit wäre, zusätzliche Mittel für ihren Schutz aufzuwenden, so ist doch eben-falls klar, dass prinzipiell diese Abwägung auch einmal zu dem Ergebnis führen könnte, dassdie Gesellschaft nicht mehr bereit ist, weitere Mittel für den Schutz biologischer Vielfalt auf-zuwenden, weil andere Ziele als wichtiger eingeschätzt werden. D.h. eine ökonomische Kos-ten-Nutzen-Analyse kann zu dem Ergebnis führen, dass es optimal ist, einen bestimmten Teilder ökonomischen Vielfalt nicht zu schützen, sondern vielmehr dem Aussterben zu überlassenund die dabei eingesparten Mittel zur Erreichung anderer gesellschaftlicher Ziele aufzuwen-den.
5. Fazit und Ausblick: Welchen Beitrag kann die Ökonomik zur Erhaltung der biologi-
schen Vielfalt leisten?
Die Ökonomik ist – wie jede Wissenschaft – durch ihr Erkenntnisinteresse und ihre Methodikbegrenzt. Insbesondere ist der ökonomische Wertbegriff instrumentell, anthropozentrisch,(methodologisch) subjektiv und kontextabhängig (vgl. Abschnitt 2). Trotz dieser Begrenztheitkann die Ökonomik wertvolle Beiträge zur Untersuchung des Verlusts und zur Erhaltung derbiologischen Vielfalt leisten (vgl. BROWN UND SHOGREN 1998: 15-19).
Erstens erlaubt die ökonomische Sichtweise ein detailliertes und gutes Verständnis der fun-damentalen Mechanismen und Anreizstrukturen, die dem gegenwärtigen dramatischen Ver-17 WEITZMAN (1998: 1280) und METRICK UND WEITZMAN (1998: 26) verwenden anstelle des ökonomischenGesamtwerts Vi die Summe Di+Ui aus direktem Nutzen und Unterschiedlichkeit/Einzigartigkeit der Spezies i imVergleich zu anderen Spezies. Insofern aus letzterer Eigenschaft ein indirekter Gebrauchswert oder ein Options-/Versicherungswert resultiert sind aber beide Komponenten im ökonomischen Gesamtwert enthalten.
lust an biologischer Vielfalt zugrunde liegen (vgl. Abschnitt 3). Neben dem Bevölkerungs-und Wirtschaftswachstum sind hierfür vor allem verschiedene Formen des Markt- und Staats-versagens ursächlich, die alle dazu führen, dass der Marktpreis von heute auf Märkten gehan-delten biologischen Ressourcen deren ökonomischen Gesamtwert nicht angemessen wieder-gibt. Aber auch fundamentales Unwissen über mögliche zukünftige Nutzungen der biologi-schen Vielfalt und über die Rolle der Biodiversität für die Funktionsfähigkeit von Ökosyste-men spielt eine Rolle.
Zweitens kann die Ökonomik einen methodischen Rahmen zur Verfügung stellen, in demman die Frage ‚Welche Arten und Populationen sollen in welchem Umfang geschützt wer-den?‘ diskutieren und auf der Grundlage wissenschaftlicher Kriterien entscheiden kann (vgl.
Abschnitt 4). Dieser Rahmen basiert auf der Bewertung und dem Vergleich der verschiedenenalternativen Handlungsoptionen. Sie ermöglicht damit eine Priorisierung von Schutzzielen.
Auch wenn die ökonomische Bewertung der biologischen Vielfalt mit großen konzeptionellenund methodischen Problemen behaftet ist, und auch wenn die Vorstellung, dass die Gesell-schaft eine Entscheidung darüber zu treffen hat, welche Arten vor dem Aussterben gerettetwerden und welche nicht, beunruhigend sein mag, so führt doch kein Weg daran vorbei, eineAntwort auf diese Frage zu finden. Denn die zur Verfügung stehenden Mittel (Geld, Landflä-che, Arbeitszeit etc.) sind begrenzt und die Einrichtung von Schutzgebieten ist mit teilweiserecht hohen (Opportunitäts-)Kosten verbunden, so dass auf keinen Fall alle heute vom Aus-sterben bedrohten Arten gerettet werden können.
Drittens ist die Frage ob und welche Arten gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind bzw.
in naher Zukunft sein werden nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ökonomischeFrage. Denn neben ökologischen Sachverhalten beeinflussen auch ökonomische Entwicklun-gen die Wahrscheinlichkeit einer Art, auszusterben. Diese Wahrscheinlichkeit ist größer fürArten, die in Konkurrenz zu ökonomischer Entwicklung stehen, welche beispielsweise Habi-tatfragmentierung zur Folge hat (z.B. die Population von Riesentrappen in Brandenburg,durch deren Siedlungsgebiet die ICE-Strecke Hannover-Berlin gebaut wurde); sie ist kleinerfür Arten, für die intensive Schutzbemühungen unternommen werden. Da die Entscheidungzwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Schutzmaßnahmen ganz wesentlich von ökono-mischen Überlegungen bestimmt ist, gilt dies auch für die Wahrscheinlichkeiten des Ausster-bens der verschiedenen Arten. Der Grad der Gefährdung einer Art ist also keine rein ökologi-sche Größe, die alleine aufgrund naturwissenschaftlicher Untersuchungen angemessen be-stimmt werden könnte, sondern sie ist ganz wesentlich auch durch ökonomische Faktorengeprägt.
Viertens ist die Ökonomik unerlässlich, wenn es darum geht, bestimmte Schutzziele auf kos-teneffektive Weise zu erreichen. Das bedeutet, dass zur Erreichung eines Ziel (z.B. Erhalt derPopulation von Riesentrappen in Brandenburg) von all den Maßnahmen, die prinzipiell ge-eignet sind, das Ziel auch tatsächlich zu erreichen (z.B. Verlegung der ICE-Trasse, Brückenüber die Trasse, Unterführungen unter der Trasse, Einrichtung eines Ausgleichshabitats ananderem Ort), diejenige gewählt wird, die mit den geringsten Kosten verbunden ist.
Was den ersten und letzten Punkt angeht, so ist hier die Ökonomik sozusagen auf ihrem „an-gestammten Terrain“ und bereits jetzt besonders stark, auch wenn es um die Behandlung ei-nes ökologischen Problems wie des Verlusts an biologischer Vielfalt geht. In Bezug auf denzweiten und dritten Punkt steckt die Forschung noch in den Grundzügen. Ökonomische Bei-träge in diese Richtung sind bislang eher konzeptioneller Art, und angewandte Beiträge of-fenbaren eher die Probleme als konkrete Lösungen. Dennoch liegt gerade hier meiner Mei-nung nach ein sehr großes Potenzial, das vor allem in einer interdisziplinären Zusammenarbeitzwischen Ökologen und Ökonomen fruchtbar gemacht werden kann.
Literatur
ARNDT, U., W. NOBEL UND B. SCHWEIZER (1987). Bioindikatoren: Möglichkeiten, Grenzen und neue Erkenntnisse. Ulmer, Stuttgart.
ARROW, K.J. UND A.C. FISHER (1974). Preservation, uncertainty and irreversibility. Quarterly Journal of Economics 88: 312-319.
BARBIER, E.B., J.C. BURGESS UND C. FOLKE (1994). Paradise Lost? The Ecological Eco- nomics of Biodiversity. Earthscan Publications, London.
BERNHOLZ, P. UND F. BREYER (1984). Grundlagen der Politischen Ökonomie. J.C.B. Mohr BINSWANGER, H.C. (1991). Brazilian policies that encourage the deforestation in the Amazon.
World Development 19: 821.
[BMU] BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT (1992). Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio de Janeiro – Dokumente: Klimakonvention,Konvention über die biologische Vielfalt, Rio-Deklaration, Walderklärung. Bonn.
BOND, W.J. (1993). Keystone species. In: SCHULZE UND MOONEY (1993: 238-253).
BROWN, G.M. UND J.F. SHOGREN (1998). Economics of the endangered species act. Journal of Economic Perspectives 12(3): 3-20.
CIRIACY-WANTRUP, S.V. (1965). A safe minimum standard as an objective of conservation policy. In: I. BURTON UND R. KATES (eds.) Readings in Resource Management and Con-servation. University of Chicago Press, Chicago, pp. 45-70.
DAILY, G.C. (1997a). Introduction: What are ecosystem services? In: DAILY (1997b: 1-10).
DAILY, G.C. (ed.) (1997b). Nature’s Services: Societal Dependence on Natural Ecosystems.
DASGUPTA, P. (1993). An Inquiry into Well-Being and Destitution. Clarendon Press, Oxford.
DASGUPTA, P. (1995). Population, poverty, and the local environment. Scientific American 272(2): 40ff.
DASGUPTA, P. (2000). Valuing biodiversity. In: LEVIN (2000).
EHRLICH, P.R. UND A.H. EHRLICH (1981). Extinction: The Causes and Consequences of the Disappearance of Species. Random House, New York.
EHRLICH, P.R. UND A.H. EHRLICH (1992). The value of biodiversity. Ambio 21: 219-226.
EHRLICH, P.R. UND J.P HOLDREN (1971). Impact of population growth. Science 171: 1212-
FABER, M. UND J.L.R. PROOPS (1998). Evolution, Time, Production and the Environment.
FARNSWORTH, N.R. (1988). Screening plants for new medecines. In: WILSON (1988: 83-97).
FISHER, A.C. UND W.M. HANEMANN (1986). Option value and the extinction of species. In: V.K. SMITH (ed.) Advances in Applied Microeconomics, JAI Press, Greenwich, pp. 169ff.
FROMM, O. (2000). Ecological structure and functions of biodiversity as elements of its total economic value, Environmental and Resource Economics 16: 303-328.
FROMM, O. UND R. BRÜGGEMANN (1999). „Biodiversität“ und „Nutzenstiftung“ als Bewer- tungsansätze für ökologische Systeme, Zeitschrift für angewandte Umweltforschung, Son-derheft 10/1999 (Umweltrisikopolitik): 32-49.
[GBA] WATSON, R.T., V.H. HEYWOOD ET AL. (eds.) (1995a). Global Biodiversity Assessment. (Published for the United Nations Environment Programme) Cambridge University Press,Cambridge.
[GBA] WATSON, R.T., V.H. HEYWOOD, I. BASTE, B. DIAS, R. GÁMEZ, T. JANETOS, W. REID, G. RUARK (eds.) (1995b). Global Biodiversity Assessment. Summary for Policy-Makers.
(Published for the United Nations Environment Programme.) Cambridge University Press,Cambridge.
GEISENDORF, S. ET AL. (1998). Die Bedeutung des Naturvermögens und der Biodiversität für eine nachhaltige Wirtschaftsweise: Möglichkeiten und Grenzen ihrer Erfaßbarkeit undWertmessung. (Hrsg. Umweltbundesamt) Erich Schmidt, Berlin.
GROOMBRIDGE, B. (ed.) (1992). Global Biodiversity: Status of the World’s Living Resources. A Report Compiled by the World Conservation Monitoring Centre. Chapman & Hall, Lon-don.
HAMPICKE, U. (1991). Naturschutzökonomie. Ulmer, Stuttgart.
HAMPICKE, U. (1993). Möglichkeiten und Grenzen der monetären Bewertung von Natur. In: H. SCHNABEL (Hrsg.), Ökointegrative Gesamtrechnung. De Gruyter, Berlin.
HANEMANN, W.M. (1989). Information and the concept of option value. Journal of Environ- mental Economics and Management 16: 23-27.
HANLEY, N. UND C. SPASH (1993). Cost-Benefit Analysis and the Environment. Edward El- HARDIN, G. (1968). The tragedy of the commons. Science 162: 1243-1248.
HEINTZ, A. UND G.A. REINHARD (1993). Chemie und Umwelt. 3., neubearbeitete Auflage.
HENRY, C. (1974). Investment decisions under uncertainty: the irreversibility effect. American Economic Review 64: 1006-1012.
HILL, B. (1997). Innovationsquelle Natur. Shaker Verlag, Aachen.
HOLDREN, J.P. UND P.R. EHRLICH (1974). Human population and the global environment.
American Scientist 62: 282-292.
HOLLING, C.S., D.W. SCHINDLER, B.W. WALKER UND J. ROUGHGARDEN (1995). Biodiversity in the functioning of ecosystems: an ecological synthesis. In: PERRINGS ET AL. (1995a: 44-83).
HUETING, R. ET AL. (1998). The concept of environmental functions and its valuation. Eco- logical Economics 25: 31-35.
[IUCN] MCNEELY, J.A. ET AL. (1990). Conserving the World’s Biological Diversity. Edited for the International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN).
Gland.
[IW] INSTITUT DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT (2000). Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland 2000. Deutscher Instituts-Verlag, Köln.
KRUTILLA, J.V. (1967). Conservation reconsidered. Economic Review 57: 777-786.
LAWTON, J.H. UND V.K. BROWN (1993). Redundancy in ecosystems. In: SCHULZE UND LEHMAN, C.L. UND D. TILMAN (2000). Biodiversity, stability, and productivity in competitive communities. The American Naturalist 156: 534-552.
LERCH, A. (1995). Biologische Vielfalt – ein ganz normaler Rohstoff? In: J. MAYER (Hrsg.), Eine Welt – eine Natur? Der Zugriff auf die biologische Vielfalt und die Schwierigkeitenglobal gerecht mit ihr umzugehen. Loccumer Protokolle Nr. 66/94: 33-62, Loccum.
LERCH, A. (1996). Verfügungsrechte und biologische Vielfalt. Eine Anwendung der ökonomi- schen Analyse der Eigentumsrechte auf die spezifischen Probleme genetischer Ressourcen.
Metropolis, Marburg.
LERCH, A. (1998). Property rights and biodiversity. European Journal of Law and Economics 6: 285-304.
LEVIN, S. (ed.) (2000). Encyclopedia of Biodiversity. Academic Press, New York.
MANN, S. (1998). Nachwachsende Rohstoffe. Ulmer, Stuttgart.
MATEO, N., W.F. NADER UND G. TAMAYO (2000). Bioprospecting. In: LEVIN (2000).
MCCANN, K.S. (2000). The diversity-stability debate. Nature 405: 228-233.
METRICK, A. UND M.L. WEITZMAN (1998). Conflicts and choices in biodiversity preservation.
Journal of Economic Perspectives 12(3): 21-34.
MORAN, D. UND D.W. PEARCE (1997). The economics of biodiversity. In: H. FOLMER UND T.
TIETENBERG (eds.) The International Yearbook of Environmental and Resource Economics1997/1998. Edward Elgar, Cheltenham, pp. 82-113.
MUNASINGHE, M. (1992). Biodiversity protection policy: Environmental valuation and distri- bution issues. Ambio 21: 227-236.
MYERS, N. (1983). A Wealth of Wild Species: Storehouse for Human Welfare. Westview MYERS, N. (1989). Loss of biological diversity and its potential impact on agriculture and food production. In: D. PIMENTEL UND C.W. HALL (ed.) Food and Natural Resources.
Academic Press, San Diego. Pp. 49-68.
MYERS, N. (1995). Tropical deforestation: population, poverty and biodiversity. In: SWANSON MYERS, N. (1997). Biodiversity’s genetic library. In: Daily (1997b: 255-273).
NABHAN, G.P. UND S.L. BUCHMANN (1997). Services provided by pollinators. In: DAILY NADER, W.F. UND B. HILL (1999). Der Schatz im Tropenwald – Biodiversität als Inspirati- ons- und Innovationsquelle. Shaker Verlag, Aachen.
NAYLOR, R.L. UND P.R. EHRLICH (1997). In: DAILY (1997: 151-174).
OLDFIELD, S. (1992). Plant use. In: GROOMBRIDGE (1992: 331-358).
PEARCE, D.W: UND D. MORAN (1994). The Economic Value of Biodiversity. Earthscan, Lon- PEARCE, D.W. UND R.K. TURNER (1990). Economics of Natural Resources and the Natural Environment. Harvester Wheatsheaf, New York.
PERRINGS, C. (1995a). Biodiversity conservation as insurance. In: SWANSON (1995a: 69-77).
PERRINGS, C. (1995b). Preface. In: C. PERRINGS, K.-G. MÄLER, C. FOLKE, C.S. HOLLING AND B.-O. JANSSON (eds.) Biodiversity Loss. Economic and Ecological Issues. Cambridge Uni-versity Press, Cambridge, pp. xi-xii.
PERRINGS, C., K.-G. MÄLER, C. FOLKE, C.S. HOLLING UND B.-O. JANSSON (eds.) (1995a).
Biodiversity Loss. Economic and Ecological Issues. Cambridge University Press, Cam-bridge.
PERRINGS, C., K.-G. MÄLER, C. FOLKE, C.S. HOLLING UND B.-O. JANSSON (1995b). Introduc- tion: Framing the problem of biodiversity loss. In: PERRINGS ET AL. (1995a: 1-17).
PIRSCHER, F. (1997). Möglichkeiten und Grenzen der Integration von Artenvielfalt in die öko- nomische Bewertung vor dem Hintergrund ethischer Normen. Europäische Hochschul-schriften 2044. Peter Lang, Frankfurt am Main.
PLOTKIN, M.J. (1988). The outlook for new agricultural and industrial products from the tropics. In: WILSON (1988: 106-116).
POMMEREHNE, W.W. (1987). Präferenzen für öffentliche Güter: Ansätze zu ihrer Erfassung.
ROBBINS, L. (1932). An Essay on the Nature and Significance of Economic Science. Macmil- SCHULZE, E.-D. UND H.A. MOONEY (eds.) (1993). Biodiversity and Ecosystem Functions.
SEDJO, R.A. UND R.D. SIMPSON (1995). Property rights, externalities and biodiversity. In: SEIDL, I. UND J. GOWDY (1999). Monetäre Bewertung von Biodiversität: Grundannahmen, Schritte, Probleme und Folgerungen. GAIA 8: 102-112.
SMITH, F.D.M., G.C. DAILY AND P.R. EHRLICH (1995). Human population dynamics and bio- diversity loss. In: Swanson (1995a: 125-114).
SMITH, K.V. (1996). Estimating Economic Values for Nature: Methods for Non-Market Valuation. Edward Elgar, Cheltenham.
STRASBURGER, E. F. NOLL, H. SCHENCK UND A.F.W. SCHIMPER (1991). Lehrbuch der Bota- nik für Hochschulen. 33. Auflage neubearbeitet von P. SITTE, H. ZIEGLER, F.
EHRENDORFER UND A. BRESINSKY. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart.
SWANSON, T.M. ET AL. (1992). Biodiversity and Economics. In: Groombridge (1992: 407- SWANSON, T.M. (1994). The International Regulation of Extinction. Macmillan Press, Lon- SWANSON, T.M. (ed.) (1995a). The economics and ecology of biodiversity decline. The forces driving global change. Cambridge University Press, Cambridge.
SWANSON, T.M. (1995b). Why does biodiversity decline? The analysis of forces for global SWANSON, T.M. (1996). The reliance of northern economies on southern biodiversity: Biodi- versity as information. Ecological Economics 17: 1-8.
SWANSON, T.M. UND T. GÖSCHL (2000). Property rights issues involving plant genetic re- sources: implications of ownership for economic efficiency. Ecological Economics 32: 75-
92.
TEN KATE, K. (1995). Biopiracy or Green Petroleum? Expectations and Best Practice in Bio- prospecting. Overseas Development Administration, London.
VAN DER HEIJDEN, M. ET AL. (1989). Mycorrhizal fungal diversity determines plant biodiver- sity, ecosystem variability and productivity. Nature 396: 69-72.
WEIKARD, H.-P. (1998). Der Wert der Artenvielfalt: Eine methodische Herausforderung an die Ökonomik, Zeitschrift für Umweltpolitik und Umweltrecht 21: 263-273.
WEITZMAN, M.L. (1992). On diversity, Quarterly Journal of Economics 107: 363-405.
WEITZMAN, M.L. (1993).What to preserve? An application of diversity theory to crane con- servation, Quarterly Journal of Economics 108: 157-183.
WEITZMAN, M.L. (1998). The Noah’s ark problem, Econometrica 66: 1279-1298.
WEITZMAN, M.L. (2000). Economic profitability versus ecological entropy. Quarterly Journal of Economics 115: 237-263.
WILSON, E.O. (ed.) (1988). BioDiversity. National Academy Press, Washington.
WILSON, E.O. (1992). The Diversity of Life. W.W. Norton, New York und London.
[WMPQ] Wood Mackenzie’s Pharma Quant. Edinburgh, UK, January 1999.

Source: http://lotron.de/forestweb/pdf/FR5-preprint.pdf

nms-anesthesia.main.jp

1) Nakazato K, Kim C, Terajima K, Murata S1), Fujitani H, Nakanishi K, Tajima H1), Kumazaki T1),Sakamoto A(1)Department of Radiology/Center for Advanced Medical Technology, Nippon Medical School):Large volume loading to prevent cisplatin-induced nephrotoxicity during negative-balance isolated pelvicperfusion. Journal of Cancer Research and Clinical Oncology2) Akada S, Fagerlund MJ1), Lindahl SG

Wh accu test tm

Mouse monoclonal antibodies and polyclonal antibody on INTENDED USE colloidal gold particle. WH Accu Test TM Pregnancy Test is a self-performing Material Provided: immunoassay designed for the qualitative determination of human chorionic gonadotropin (hCG) urine for early Each WH Accu Test TM Pregnancy Test strip individually WH ACCU TEST TM SUMMARY AND EXPLAN

Copyright © 2010-2018 Pharmacy Drugs Pdf