Helicobacter pylori gehört zu den Krankheitserregern, der beim Menschen am häufigsten zu Infektionen führt. Die Helicobacter pylori-Infektion wird überwiegend im Kleinkindesalter erworben und besteht in der Regel lebenslang fort, wenn nicht eine gezielte Therapie durchgeführt wird.
Die Infektion ist für 80 - 90 % aller chroni-schen Entzündungen der Magenschleim-
Eine Helicobacter pylori Infektion führt immer zu
mitverantwortlich (Abb. 1 und 2). Auch einer Magenschleimhaut-
Kinder können schon auf dem Boden einerHelicobacter pylori-Infektion ein Ulkus-
entzündung (Gastritis). Ob Beschwerden, ein Ulkus oder eine andere
gilt als Risikofaktor für die Entstehung
Folgekrankheit auftreten, hängt auch von verschiedenen anderen Faktoren ab.
von Kindern mit Oberbauchbeschwerden,sondern auch für die Erforschung vonÜbertragungswegen und zur Verhütung derInfektion sind zuverlässige Nachweismetho-den zur Erkennung der Infektion im frühenKindesalter notwendig. Der Keim kanndurch verschiedene Nachweisverfahrender Magenschleimhaut identifiziert werden. Dafür ist jedoch eine Magenspiegelung mitEntnahme von Gewebsproben notwendig. Auch wenn eine Magenspiegelung beiKindern in 15 min. durchzuführen und beiguter Sedierung für die Kinder kaum belas-
tend ist, ist dieses Verfahren nur bei starken
Typisches Bild einer nodulären Schleimhaut im unteren Magenanteil (Antrum) bei einem Kind
chen, sind nicht oder höchstens gering ein-
mit chronischer Gastritis durch Helicobacter pylori. Diagnostische Nachweisverfahren einer Helicobacter pylori Infektion im Kindesalter Ein sehr elegantes Verfahren ist der mit stabilen Isotopen durchgeführte, völlig risikolose 13C-Harnstoff-Atemtest, der am Dr. v. Haunerschen Kinderspital durch- geführt wird. In verschiedenen Vorstudien Verteilung der
Tracers, Einfluß der Testmahlzeit auf die
Atemtestergebnisse von 1499 Kindern, ausgedrückt
fahren der Atemgasanalyse (Isotopenratio-
als logarithmierte DOB- Werte (delta over baseline)
Infrarotspektroskopie) untersucht (1). Für
30 Minuten nach Testbeginn. Die beiden fast normal verteilten Kurven über- lappen sich kaum und repräsentieren die nicht
wertet (2). Es zeigte sich eine ausgezeich-
infizierten (links) und die infizierten Kinder (rechts).
negativen Testergebnissen (Abb. 3). Eine
Diskriminanzanalyse errechnete einenoptimalen Grenzwert zwischen negativemund positivem Testergebnis von 4,7 ‰nach 15 min. und 5,0 ‰ nach 30 min. Diese Grenzwerte wurden in einerSubgruppe von 149 Kindern, die wegenOberbauchbeschwerden endoskopiertwurden, gegen invasive Nachweismethodenvon Helicobacter pylori (Histologie,Urease-Schnelltest und Kultur) getestet. Sie erwiesen sich auch dort als optimal (2). Alle 61 Kinder mit endoskopisch gesicher-ter Helicobacter pylori Infektion wurdenmit dem Atemtest erkannt (Sensitivität100 %). Falsch positive Ergebnisse findensich besonders bei Säuglingen und Klein-kindern (3), sind aber nach dem 6. Lebens-jahr sehr selten. Die Spezifität ist mit 98 %bei Schulkindern ausgezeichnet, beiKlein- und Vorschulkindern beträgt siedagegen nur 88 %.
Von den Nachweisverfahren für Helicobac-ter pylori-spezifische Antikörper testetenwir einen Schnelltest (BM®-Test der Fa. Boehringer Mannheim) bei 186 Kindernmit Oberbauch-beschwerden (4). Der Test beruht auf dem Nachweis vonIgG-Antikörpern gegen Helicobacter pyloriund kann innerhalb von 10 Minuten auswenigen Tropfen Vollblut durchgeführtwerden. Von 61 Kindern, die sowohl imAtemtest als auch in den invasiven Nach-weisverfahren als infiziert klassifiziertwerden, sind nur 28 im Schnelltest positiv. Falsch positive Testergebnisse treten bei 13von 125 nicht infizierten Kindern auf. Es besteht keine Abhängigkeit der richtigenZuordnung vom Alter, Geschlecht oderNationalität der Patienten. Mit einer Sensi-tivität von nur 54 % und einer Spezifitätvon 90 % erweist sich der Test bei Kindernauch als Suchmethode für Nachweis oderAusschluss einer Helicobacter pylori-Infektion als ungeeignet.
Zwei kommerziell erhältliche ELISA-Testszum Nachweis von spezifischen IgG- undIgA-Antikörpern (Enzygnost II ® der Fa. Behring und Pyloriset® der Fa. Orion)wurden an Seren von 175 endoskopiertenKindern validiert. Mit den von denHerstellern angegebenen Grenzwerten fürspezifisches IgA werden mit dem EnzygnostII® nur 47 % und mit dem Pyloriset®sogar nur 24 % der 82 mit Helicobacterpylori- infizierten Kinder erkannt. Eine Senkung des Grenzwertes hätte dieSensitivität für den spezifischen IgA-Nachweis deutlich verbessert. Die Sensitivität für spezifisches IgGbeträgt für den Enzygnost II® 93 %, fürden Pyloriset® dagegen nur 71%, mitdeutlich schlechteren Werten bei Kindernunter 6 Jahren (Sensitivität 25%). Falschpositive Teste finden sich dagegen sehrselten. Insgesamt sind die serologischen ELISA-Tests dem 13C-Harnstoff-Atemtestzur Diagnostik einer Helicobacter pylori-Infektion deutlich unterlegen.
Während serologische Teste nicht gut zur
Ausgewählte Referenzen
Diagnostik einer Helicobacter pylori Infek-
tion im Kindesalter geeignet sind, scheint
1. Koletzko S, Haisch M, Seeboth I, Braden B, Hengels K, Koletzko B, Hering P. Isotope-sel-ective non-dispersive infrared spectrometry fordetection of Helicobacter pylori infection with
kindern, die alle einen Atemtest durchge-
führt hatten, untersuchten wir mit einem
2. Kindermann A, Demmelmair H, Koletzko B, Krauss-Etschmann S, Wiebecke B, KoletzkoS. Influence of age on 13C-urea breath test
Der Test zeigt eine Sensitivität von 89% bei
results in children. J Pediatr Gastroenterol
einer Spezifität von 94%, er ist unabhängig
Clarithromycin ist bei 88% der Kinder mit
3. Koletzko S, Demmelmair H, Kindermann
Clarithromycin-sensiblem Keim erfolgreich,
A. Helicobacter pylori among siblings. LancetAntibiotika-Empfindlichkeit von
versagt aber bei allen Kindern, die einen
Helicobacter pylori: Auswirkungen
Clarithromycin-resistenten Keim beherber-
auf die Therapie
gen. Da Resistenzen ein starker Prädiktor
4. Kindermann A, Faus-Keßler T, Ballauff A,
Im letzten Teil der Habilitationsschrift wird
für ein Therapieversagen sind, ergibt sich
Findeisen A, Laske G, Demmelmair H, Jesch I,
die Empfindlichkeit des Erregers auf die zur
Koletzko S. Evaluation of a rapid whole blood
Helicobacter pylori in pädiatrischen Popu-
test (BM-Test) to detect Helicobacter pylori
lationen engmaschig zu überwachen (7). infection in children. Scand J Gastroenterol
Bei der hohen primären Resistenzrate von
mit dem Epsilometer-Test auf seine Antibio-
5. Konstantopoulos N, Rüssmann H, Tasch
Antibiotika muss gefordert werden, dass bei
C, Sauerwald T, Demmelmair H, Autenrieth I,Koletzko S. Evaluation of the H. pylori stool
Helicobacter pylori Infektion eine kulturelle
antigen test (HpSA) for detection of H. pyloriin children. Am J Gastroenterol 2000;im
weist eine Resistenz gegen Amoxicillin auf.
Von 77 Kindern, die wir vor Beginn derersten Therapie untersuchten, sind die
6. Rüssmann H, Kempf VAJ, Koletzko S,
Keime bei 35 % resistent gegen Metronida-
Heesemann J, Autenrieth IB. Comparison of
zol und bei 20 % resistent gegen Clarithro-
fluorecsent in situ hybridization and conven-tional culturing to detect Helicobacter pylori in
Patienten eine Doppelresistenz gegen beide
gastric biopsies. J Clin Microbiol 2000;im
Patienten mit Metronidazol-Resistenz denin Deutschland erhobenen Werten bei
7. Drumm B, Koletzko S, Oderda G.
Erwachsenen entspricht, liegt die Rate der
Helicobacter pylori infection in children: A
Clarithromycin-Resistenz deutlich über den
consensus statement. J Pediatr Gastroenterol
in drei Studien bei Erwachsenen erhobenen
Danksagung: Ich danke allen Mitarbeitern meiner Arbeitsgruppe und Kollegen aus anderen Abteilungen und Instituten, die durch ihre engagierte Arbeit zu den Ergebnissen beigetragen haben. Sibylle Koletzko studierte Medizin an der Universität Münster. Nach Abschluß von Studium und Promotion arbeitete sie 6 Monate als Ärztin am Kilimanjaro Christian Medical Centre in Moshi, Tansania, und begann anschließend ihre Facharztausbildung an der Universitätskinderklinik Düsseldorf. Zwischen 1986 – 88 arbeitete sie als Clinical Research Fellow am Hospital for Sick Children in Toronto, Kanada, und erwarb dort ihre Zusatzausbildung in pädiatrischer Gastroenterologie und Hepatologie. Nach der Rückkehr an die Universitätkinderklinik Düsseldorf wurde sie Leiterin der gastroenterologischen Ambulanz, seit 1991 als Oberärztin. Im Februar 1994 wechselte sie an die Kinderpoliklinik der Ludwig- Maximillians-Universität in München, und leitet seitdem dort den Bereich pädiatrische Gastroenterologie und Hepatologie. Ihre Forschungsarbeiten widmeten sich Motilitätsstörungen im Magen-Darm-Trakt, der Helicobacter pylori Infektion und dem Einfluß der früh- kindlichen Ernährung auf die Entwicklung von Allergien. Im Mai habilitierte sie sich mit dem Thema: Diagnostische Methoden zum Nachweis einer Helicobacter pylori Infektion im Kindesalter. Frau Dr. Koletzko wurde durch mehrere wissenschaftliche Preise für ihre Forschungsarbeiten ausgezeichnet. Sie ist verheiratet und hat zwei Töchter von 12 und 15 Jahren.
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