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Ein herzliches Dankeschön an unsere Sponsoren
Ufficio della formazione medio-superiore Markus Furrer, Präsident Academia Anpassungsprozesse bei Fauna & Flora «Klimawandel & Gesundheit» Moderation: Adrian Businger, Christian Schrofer, Wie viel Sonnenstrahlung erträgt / braucht die Erde?
Dr. sc. nat. Christoph Wehrli
Physikalisch-Meteorologisches Observatorium Davos, World Radiation Center,
Davos Dorf
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Die astronomischen Randbedingungen zeigen, dass das irdische Leben nur dank
des natürlichen Treibhauseffekts der Atmosphäre bestehen kann, und die
Sonnenstrahlung alleine seit je nicht ausreichte um die Grundlage für Leben in der
uns bekannten Form zu gewährleisten.
Variationen der einfallenden Sonnenstrahlung aufgrund sich langsam ändernder
Bahnparameter haben wahrscheinlich zu den zyklisch wiederkehrenden Eiszeiten
geführt. Die entsprechende Milankovic Theorie gibt allerdings widersprüchliche
Vorhersagen für die Zukunft.
Phasen geringer Sonnenaktivität, manifestiert durch reduzierte Anzahl von
Sonnenflecken im 11-jährigen Zyklus, stehen möglicherweise in Zusammenhang mit
ausgeprägten Kaltperioden in historischer Zeit. Die Klimaerwärmung im 20.
Jahrhundert korreliert dagegen gut mit der beobachteten Zykluslänge. Allerdings wird
diese Korrelation vom soeben abgeschlossen Zyklus durchbrochen.
Seit rund 30 Jahren wird die Sonnenstrahlung von Satelliten, an denen das
Physikalisch-Meteorologischen Observatorium Davos mit mehreren Experimenten
beteiligt ist, mit hoher Genauigkeit gemessen. Die Interpretation dieser Messungen
durch Lockwood und Fröhlich kommt zum Schluss, dass der beschleunigte globale
Temperaturanstieg der letzten 20 Jahre nicht, weder auf direktem, noch indirekten
Weg, auf eine Variation der Sonne zurückgeführt werden kann.
Die Kontroverse über die anthropogenen und natürlichen Anteile am Klimawandel
wurde mit dem letzten Bericht des zwischenstaatlichen Klimarats IPCC weitgehend
entschärft, indem die beobachteten Klimaänderungen als höchstwahrscheinlich
durch den Menschen verursacht identifiziert wurden. Der natürliche Anteil der
Sonnenstrahlung wurde gegenüber dem Bericht von 2001 auf die Hälfte reduziert
und trägt nun weniger als ein Fünftel zum geschätzten Strahlungsantrieb bei.
Allerdings bleibt das wissenschaftliche Verständnis nach wie vor gering.
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(1) Mike Lockwood and Claus Fröhlich, ‘Recent oppositly directed trends in solar climate forcings and
the direct global mean surface air temperature’, Proc. R. Soc. A, 463, 2447 -2460, 2007
Klimawandel rund um die Welt

Prof. Dr. scient. nat. Andreas Fischlin1
Institut für integrative Biologie, Departement Umweltwissenschaften, ETH, Zürich
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Unsere Gesellschaft steht heute vor einer Reihe von Herausforderungen:
Finanzkrise, Nahrungskrise, Ressourcenkrise, Klimakrise. Dabei nimmt der
Klimawandel eine besondere Stellung ein: Die Herausforderung ist neuartig, liegt
grösstenteils noch in der Zukunft, ist aber auch weitreichend, d.h. reicht in praktisch
alle Bereiche unserer modernen Gesellschaft hinein. Was ist zu tun um das
Klimaproblem anzugehen?
Der letzte UNO Klimabericht des IPCC2 enthält folgende drei Kernaussagen: 1) Der Klimawandel ist da und höchstwahrscheinlich3 Mensch gemacht.
Eine Fülle von Messungen, wissenschaftlichen Erhebungen und Untersuchungen machen dies unzweifelhaft klar: Die Erde hat sich um 0.74°C erwärmt. Elf der letzten zwölf Jahre gehören zu den wärmsten, seit man Temperaturen mit Instrumenten misst. Niederschlagsmuster haben sich verändert. Damit geht Hand in Hand eine riesige Zahl von Folgen wie beispielsweise Schwund der Gletscher weltweit und in der Schweiz, das Abschmelzen des Packeises, auftauender Permafrost, der Anstieg des Meeresspiegels, früheres Verschwinden von Schneebedeckungen, verschobene Blühdaten sowie Aufbruchdaten der Zugvögel, und verfrühte Erntereifen. 2) Je wärmer die Welt wird, desto negativer die Wirkungen in fast allen
Lebensbereichen. Mit fortschreitendem Klimawandel beginnen sich
zunehmend drastische Konsequenzen abzuzeichnen: Darunter fallen bei uns
Gletscher, die ganz zu verschwinden drohen, auftauender Permafrost der
langfristig die Stabilität von Berghängen bedroht, Veränderungen des
Wasserhaushalts und ganzer Gebirgslandschaften. Anderswo sind es
Korallenriffe, Mittelmeerregionen, Tundra, Nadelwälder, Packeisbiome,
Mangroven, Salzmarsche, tropische Regenwälder, und allgemein
Küstenregionen der Meere. Aber auch viele technische Einrichtungen wie
Verkehrswege, Bauten, Wasserversorgung, Kühlanlagen, Kraftwerke sind
direkt oder indirekt betroffen. Schliesslich bedroht ein drastischer
Klimawandel auch mancherorts die Nahrungsmittelproduktion bis hin zur
menschlichen Gesundheit. Es zeichnet sich eine gefährliche Entwicklung ab.
1 Leiter Fachgruppe Systemökologie, Institut für Integrative Biologie: Ökologie, Evolution, Infektionen, Departement Umweltwissenschaften, ETH Zürich, Universitätsstr. 16 – CHN E21.1, 8092 Zürich, http://www.sysecol.ethz.ch Mailto: [email protected] 2 IPCC steht für Intergovernmental Panel on Climate Change und wird oft auch UNO Klimarat genannt und ist eine effiziente Organisation, die aus wenigen Organen besteht. Seine Hauptarbeit, die Verfassung von Sachstandsberichten wie den Klimaberichten, wird durch politisch unabhängige Wissenschaftler geleistet. - http://www.ipcc.ch 3 Gemäss UNO Klimarat (IPCC) ist hier eine Wahrscheinlichkeit der Richtigkeit dieser Aussage von über 90% gemeint. Klimawandel rund um die Welt - Fortsetzung


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3) Technologisch und ökonomisch ist ein drastischer Klimawandel immer
noch abwendbar. Dies ist ebenfalls eine Kernaussage des letzten
Klimaberichts. Allerdings bleibt uns hierzu nur noch wenig Zeit, was
insbesondere durch neueste Forschungsresultate unterstrichen wird.
Durch einen radikalen und konsequenten Technologiewandel in Richtung einer
praktisch vollständigen Decarbonisierung lässt sich ein wesentlicher und
unabdingbarer Beitrag zur Vermeidung eines drastischen Klimawandels leisten.
Jedoch müssen die globalen Gesamtemissionen an Treibhausgasen schon ab
etwa 2015 zu sinken beginnen, soll Aussicht bestehen, die globale Erwärmung
auf 2°C gegenüber vorindustriellem Klima begrenzen zu können4. Damit verknüpft sind laut IPCC Etappenziele für die Industrieländer wie die Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2020 um 25 bis 40% und bis 2050 um 80 bis 95% gegenüber 1990. Auch die Entwicklungsländer sind hierbei gefordert: Laut neuesten Untersuchungen ist deren Beitrag zur Erreichung des 2°C Klimaziels eine Senkung ihrer Treibhausgasemissionen bis 2020 um 20 bis 30% gegenüber gegenwärtigen Trends5. In Anbetracht der ansonsten fatalen Folgen wird das Erreichen dieser Klimaschutzziele als eine Voraussetzung einer nachhaltigen Entwicklung der Menschheit eingeschätzt. Ein drastischer Klimawandel würde es voraussichtlich auch mit sich bringen, dass sich die Fähigkeit der Erde, Menschen zu beheimaten, die sogenannte Tragekapazität, wesentlich verringerte. Der Vortrag zieht am Schluss aus ganz persönlicher Sicht6 eine mögliche Bilanz über die Bedeutung der geschilderten Erkenntnisse für eine vernünftige Klimapolitik eines kleinen Industrielandes wie der Schweiz. 4 Zu diesem klimapolitischen Ziel bekennt sich die Schweiz (z.B. Bundesratsbeschluss Ende 2008) sowie schon seit längerem die EU 5 Dies ist streng genommen kein bloss linearer Trend, sondern wird oft auch als die “Business as Usual”-Entwicklung bezeichnet 6 Der Vortragende vertritt seit 10 Jahren die schweizerische Wissenschaft in der schweizerischen Delegation an sämtlichen Klimaverhandlungen, so auch denjenigen, welche am Ende dieses Jahres in Kopenhagen gipfeln und zum Ziel haben, für die Zeit nach 2012 ein neues, weltweites Klimaschutzabkommen zu verabschieden. Klimawandel in den Alpen
Dr. sc. nat. Christoph Marty
Klimatologe, WSL Institut für Schnee und Lawinenforschung SLF, Davos
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Niemand nimmt eine Änderung der globalen Mitteltemperatur wahr. Viel mehr sind es
die lokalen Erscheinungsformen des globalen Klimas und deren Folgen, die von
Menschen wahrgenommen werden. Gerade die Alpen zeigen sich
überdurchschnittlich sensitiv in Bezug auf klimatische Veränderungen, da sich
nirgendwo sonst in Europa so viele sensible Naturräume auf vergleichsweise kleiner
Fläche befinden. Durch den Rückzug der Gletscher wird deutlich, dass bestimmte
negative Auswirkungen des Klimawandels nicht mehr zu verhindern sind. Die in den
Alpen bisher gemessene Erwärmung ist doppelt so gross wie global. Nach
Modellrechnungen werden die Alpen von den Auswirkungen des Klimawandels auf
vielfältige Weise betroffen sein:
Zunahme der Wahrscheinlichkeit von Hitzewellen wie im Sommer 2003. von Starkniederschlägen und Hochwassergefahr. Gefahrenpotenziale bezüglich Murgängen. Starker Rückgang der Schneesicherheit für Wintersportgebiete. Der Klimawandel bietet aber auch Chancen. So können z.B. die stark vom Tourismus abhängigen Berggebiete von ihrer Höhenlage profitieren, weil es in Konkurrenz-Regionen teilweise zu heiss oder zu trocken werden wird. Sommerfrische und Schneesicherheit in stehen dabei im Vordergrund. Andererseits leben wir in einer globalisierten Welt und entsprechend machen klimabedingte negative Entwicklungen ausserhalb Europa auch vor den Alpen keinen halt. Mit Einbezug dieser externen Entwicklungen wird auch die Schweiz zukünftig auf der Verliererseite stehen, falls keine Gegenmassnahmen getroffen werden. Je länger mit diesen Massnahmen zugewartet wird, desto teurer werden die Schadenskosten auch für die Schweiz. Anpassungsprozesse bei Fauna und Flora
Dr. sc. nat. Jürg Paul Müller
Bündner Naturmuseum, Chur
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Grundsätzliche Überlegungen

Nicht weniger als 40 000 Tierarten von Gletscherfloh bis zum Steinbock leben in den
Alpen. Weitaus die meisten sind wechselwarm, ihre Körpertemperatur ist also in
hohem Masse von der Umgebungstemperatur abhängig. Gleichwarm sind nur die
Vögel und Säugetiere.
Die Faktoren, welche durch den Klimawandel ausgelöst auf die Tiere einwirken, sind
sehr verschieden. Neben der Temperaturerhöhung und der Änderung der
Niederschlagsverhältnisse müssen auch extreme Naturereignisse wie etwa
Murgänge berücksichtigt werden. Der Klimawandel wirkt sich in den meisten Fällen
über den Lebensraum, genauer gesagt das Ökosystem auf die Tierarten aus. Daher
können die Auswirkungen des Klimawandels nur richtig analysiert werden, wenn man
auch andere Umweltveränderungen wie etwa den Nutzungswandel in der
Landwirtschaft berücksichtigt.
Die möglichen Reaktionen der einzelnen Arten sind sehr unterschiedlich. Sie sind
auf dem Niveau der Populationen und nicht der Individuen zu beurteilen. Besonders
Arten mit einer breiten ökologischen Nische und einer hohen Plastizität zeigen auf
den Klimawandel nur eine geringe Reaktion. Andere, besonders Insekten, reagieren
mit einem starken Populationswachstum. Wieder andere vergrössern oder
verkleinern ihre Areale. Eine eigentliche Anpassung im Sinne eines evolutiven
Prozesses findet in der kurzen Zeit, in der man das Phänomen Klimawandel
beobachten kann, bei höheren Organismen nicht statt.
Die Vielgestaltigkeit der Arten und die Vielzahl der Prozesse in ihrer Umwelt machen
es nötig, dass man die Reaktion jeder Art auf den Klimawandel sorgfältig analysiert.
Ausgewählte Beispiele aus verschiedenen Lebensräumen
Am Beispiel der Äsche und der Bachforelle wird gezeigt, dass eine Zunahme der
Wassertemperatur deren Vorkommen im Alpenrhein extrem beschränkt. An höhere
Temperaturen angepasste Arten können hier jedoch nicht leben, weil die
Strömungsgeschwindigkeit im kanalisierten Rhein für sie zu hoch ist.
Es kann postuliert werden, dass sich im Gebirge die Waldgrenze nach oben schiebt
und dass vor allem in den Vor – und Ostalpen, wo die darüber liegenden Stufen
wenig Raum einnehmen, die typischen Bewohner dieser Regionen wie der
Schneehase und das Alpenschneehuhn ihren Lebensraum verlieren. Diese beiden
Arten, welche einen jahreszeitlichen Fell – respektive Gefiederwechsel
durchmachen, stammen ursprünglich aus dem hohen Norden und haben in den
dortigen schneereichen Gebieten die Anpassung an die Wintersituation erworben.
Eine andere Gebirgsart, die Schneemaus, ist als Spalten- und Höhlenbewohner sehr
klimatolerant und kommt an der Adria auch in Küstennähe vor. Wenn allerdings der
Anpassungsprozesse bei Fauna und Flora - Fortsetzung


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Wald in ihren Lebensraum, die Blockfelder, vordringt, erhält sie Konkurrenz durch die
Rötelmaus.
Das Föhrensterben im Wallis wird als Beispiel für eine Wirkungskette dargestellt.
Infolge Trockenheit sind die Föhren sehr geschwächt, die Borkenkäfer hingegen
profitieren sowohl von der Witterung wie auch von den kränkelnden Bäumen und
vermehren sich enorm. Bläuepilze und Fadenwürmer finden im absterbenden Wald
günstige Verhältnisse.
Extreme Naturereignisse wie Sturmschäden, Murgänge und Lawinen schaffen für
viele Pionierarten neue Lebensräume. Dadurch wird die Artenvielfalt oftmals sogar
erhöht.
Wichtig ist auch die biologische Synchronisation. Wenn zum Beispiel die
Massenentwicklung der Raupen ihren Höhepunkt 14 Tage früher erfolgt als im
bisherigen Mittel, so schlüpfen die Kohlmeisen, deren Brutzeit durch das
jahreszeitliche Verhältnis vom Tag zur Nacht bestimmt wird, eindeutig zu spät.
Aber auch Parasiten, die auf und in anderen Lebewesen inklusive dem Menschen
leben, reagieren auf den Klimawandel. Die Zecke (Ixodes ricinus), der Vektor für den
Spirochäeten Borrelius, den Erreger der Lime – Disaease, hat ihr Areal in die Höhe
und den Norden ausgedehnt und ihre Vermehrung intensiviert.
Schlussbetrachtung
Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Natur und den Menschen stellen
eine grosse Herausforderung für die Wissenschaft dar. Die verschiedenen
Phänomene bedürfen einer sorgfältigen Analyse über längere Zeiträume, was mit
dem heutigen Wissenschaftsbetrieb schlecht sichergestellt werden kann.
Die biologische Feldforschung ist dabei nicht Selbstzweck. Sie liefert die Grundlagen
zum Verständnis der Ökosysteme, die ihrerseits wichtige Dienstleistungen für die
Existenz des Menschen auf diesem Planten erbringen.
Um den grossen Herausforderungen unserer Zeit wie Klimawandel, Nahrungs- und
Wasserknappheit, Überbevölkerung, Finanzkrise etc, begegnen zu können, reicht ein
Flickwerk von Aktionen nicht. Notwendig ist ein gründliches Umdenken. Der Mensch
muss sich wieder vermehrt bewusst werden, dass er wie alle Lebewesen ein Teil der
Natur ist und sich innerhalb der Naturgesetze bewegen muss. Das Darwin – Jahr
bietet einen guten Anlass, sich mit diesem Gedankengut vertraut zu machen.
Krankheitsbilder der Atemwege / Allergologie und Klima (aus Sicht der Klinik)

Dr. med. Thomas Rothe
Pneumologie FMH, Co-Chefarzt Hochgebirgsklinik Davos, Davos Wolfgang
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Klimaerwärmung und Allergien: auch wenn präzise Aussagen nicht möglich sind, gilt,
dass Allergien früher im Jahr auftreten, die Pollenfreisetzung intensiver erfolgt und
neue Allergene dazukommen (z.B. Ambrosia). Dagegen dürften z.B.
Hausstaubmilben schlechtere Lebensbedingungen auch unter 1200 müM haben.
Feinstaub und chronische Bronchitis COPD: Die Feinstaubkonzentration hat zwar
gegenüber den 50ziger Jahre abgenommen, ist jedoch erneut am Steigen (filterlose
Dieselmotoren). Hauptrisikofaktoren für das frühere Auftreten einer COPD sind das
Rauchen (Jugendliche), das Passivrauchen sowie die Luftverschmutzung (Leben an
Hautverkehrsachsen).
Diese Feststellungen werden durch Daten sowie internationale Studien und
Statistiken sowie die Sapaldia 1&2 Untersuchungen belegt.
Infektionskrankheiten und Klimawandel

Dr. med. Felix Fleisch
Leitender Arzt Infektiologie, Departement Innere Medizin, Kantonsspital Graubünden,
Chur
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Die globale Erwärmung hat zweifelsfrei auch einen Einfluss auf das Spektrum der
Infektionskrankheiten. Bestimmte Erreger können sich neue Biotope erschliessen,
und tropische Krankheiten, deren Vektoren (Mücken und Zecken) gewisse
Mindesttemperaturen für ihre Entwicklung brauchen, dürften sich in ihren
angestammten Gebieten vermehrt in die Höhe ausbreiten und auch nach Norden
vordringen.
Gut in dieses Bild passen der erste Ausbruch von Chikungunya in der Emilia
Romana im Spätsommer 2007 sowie die West-Nil-Epidemie in Nordamerika. Viele
Experten sind sich auch einig, dass in nicht so ferner Zukunft auch in unseren
Breitengraden Malaria nicht nur bei Tropenrückkehrern auftreten könnte.
Am Beispiel der Zecken zeigt sich aber, wie komplex die Angelegenheit ist. Aufgrund
der steigenden Wintertemperaturen in vielen europäischen Ländern haben sich diese
zwar deutlich vermehrt, was zu einer Zunahme von Frühsommer-
Meningoenzephalitis-Erkrankungen führte. Da die Zecken aber zum Überleben auch
auf eine gewisse Feuchtigkeit angewiesen sind, können heisse und trockene
Sommer wiederum zu einer Abnahme dieser Populationen führen.
Ferner stellt sich auch die Frage, ob durch die milderen Temperaturen in unseren
Breitengraden allenfalls Krankheiten wie die „Erkältung“ und Grippe seltener werden.
Neben klimatischen gibt es aber noch eine ganze Reihe anderer Faktoren, die die
Häufigkeit von Infektionskrankheiten beieinflussen, wie der Stand des
Gesundheitswesens, Migration, Verstädterung, Rodungen und andere
Umweltfaktoren.
Schneesport-Unfallmuster und Schneebeschaffenheit

Dr. med. Adrian Businger, Dr. med. Christian Schrofer, Dr. med. Christoph Sommer
Departement Chirurgie, Kantonsspital Graubünden, Chur
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Als Freiluftsport geht Schneesport mit einer hohen Abhängigkeit des
Verletzungsrisikos mit den äusseren Bedingungen einher. Es ist anzunehmen, dass
die Unfallrate bei schönem Wetter für Skifahrer und Snowboarder geringer ist. Ein
besseres Verständnis zwischen Verletzungsmuster und Wettereinfluss ist nötig, um
Unfallpräventionsstrategien einführen zu können. Wir erfassten dazu während den
Wintersaisons 2006/07 und 2007/08 bei 1201 Patienten mittels Fragebogen die
äusseren Unfallumstände sowie deren Kenntnisse über Präventionsmassnahmen vor
dem Beginn von Schneesport. 16% der Befragten kennen die Verhaltensregeln auf
Pisten nicht (FIS Regeln), 25% haben sich zu Beginn des Sports nicht aufgewärmt
und ein Sturztraining haben lediglich 8% absolviert. Bei Skifahr-Experten ist
gegenüber Anfängern besonders die obere Extremität betroffen, bei Letzteren die
untere Extremität und bei Snowboardern besonders die obere Extremität. Mittels
logistischer Regressionsanalyse, konnten wir zeigen, dass verglichen mit schönem
Wetter, Ski- und Snowboardfahrer bei eingeschränkter Sicht, Schnee oder Nebel ein
erhöhtes Risiko hatten, eine schwere Verletzung zu erleiden (Odds Ratio [OR]: 1.67,
95%CI 1.21-2.30) oder mittels Sanität ins Spital transportiert zu werden (OR 1.30,
95%CI 1.01-1.83), unabhängig von ihrem Fahrvermögen. Möchte man
Unfallprävention betreiben, so ist bei der Bekanntmachung von Verhaltensregeln und
der Prävention, bspw. durch Falltraining, Handlungsbedarf zu sehen.
Sonnenstrahlung und Gesundheit

Dr. med. Reto Schaffner
FMH Dermatologie und Venerologie, Chur
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In unserem Kanton geniessen die Menschen gerne die Sonne in der wunderbaren
und vielfältigen Landschaft. Leider hat die Sonne auch Nebenwirkungen. Neben
akuten Sonnenschädigungen, z.B. dem Sonnenbrand, besteht eine Vielzahl an
Dermatosen, die durch die Sonnenstrahlen (sichtbares Licht, UVA, UVB) bedingt
oder getriggert werden. Einzelne dieser Dermatosen sind vorgestellt worden. Das
grösste Problem sind jedoch durch die Sonne bedingte Hauttumoren, die nicht
unmittelbar nach der Sonnenexposition auftreten, sondern erst nach vielen Jahren
manifest werden. Deshalb unterschätzen vielen Menschen die Gefahr der
Langzeitschäden durch die Sonnenstrahlung. In meinem Vortrag haben Sie gelernt,
die wichtigsten Hauttumoren zu erkennen, die Notwendigkeit erfahren, Ihren Körper
regelmässig selbst zu untersuchen und bei Veränderungen den Dermatologen
aufzusuchen. Selbstverständlich wissen sie jetzt, wie Sie sich vor der Sonne richtig
schützen und so trotzdem die Arbeit und die Freizeit ohne grosses Risiko im Freien
geniessen können. Die fünf wichtigen Regeln werden gut in der
Präventionskampagne Australiens zusammengefasst:
1. Slip on sun protective clothing that covers as much of your body as possible. 2. Slop on SPF 30+ broad spectrum sunscreen liberally to dry skin, at least 20 minutes before sun exposure. Reapply every two hours when outdoors. 3. Slap on a broad brimmed hat that shades your face, neck and ears. 4. Seek shade. 5. Slide on sunglasses. Sonne, Licht und Psyche
Frau Dr. med. Suzanne von Blumenthal
Chefärztin, Klinik Beverin, Psychiatrische Dienste Kanton Graubünden
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Affektive Erkrankungen wie eine Depression zeigen deutliche Erkrankungsgipfel im
Frühjahr und einen zweiten im Herbst. Als Sonderform wird in den letzten Jahren
zunehmend die Winterdepression oder saisonal-affektive Störung beschrieben. Als
Ursache werden Störungen des biologischen Tagesrhythmus angenommen. Die
Symptome stehen in Zusammenhang mit dem Melatoninstoffwechsel. Das Auftreten
der depressiven Symptome im Winter lässt sich dieser Theorie zufolge mit der
erhöhten Melatoninproduktion in den dunklen Wintermonaten erklären. Serotonin ist
ein wichtiger Botenstoff zur Regulierung der emotionalen und kognitiven Ebne.
Melatonin ist ein Abbauprodukt des Serotonins. Die Melatoninproduktion wird durch
vermindertes Tageslicht im Winter erhöht, aber damit wird der Serotoninspiegel
gesenkt. Der Serotoninmangel kann eine Depression auslösen. Typisch für die
Winterdepression ist die Energielosigkeit, erhöhtes Schlafbedürfnis du verlängerte
Schlafdauer, verstärkter Appetit mit auffälligem Kohlehydrathunger mit nachfolgender
Gewichtszunahme.
Therapeutisch werden sowohl Medikamente wie Serotoninwiederaufnahmehemmer,
als auch Lichttherapie eingesetzt. Wichtig ist, dass der Tag-Nacht-Rhythmus resp.
das Licht als Zeitgeber eingesetzt werden. Deshalb sollte die Lichttherapie am
Morgen oder Frühsport (Lichtexposition) oder Medikamente, die Lichtempfindllichkeit
erhöhen, wie Johanniskraut, angewendet werden. Mit Sonne und Licht kann eine
Depression wirksam behandelt werden.
Referenten und Vorsitzende

Allgöwer Britta Dr. sc. techn.
Leiterin Wissensstadt Davos, Davos
Ammann Walter Dr. sc. techn.
Präsident Global Risk Forum GRF, Davos
Businger Adrian Dr. med.
Claraspital, Basel
Crameri Reto Prof. Dr. nat. ETH
Schweizerisches Forschungsinstitut für Hochgebirgsklima und Medizin, SFI, Davos
Fischlin Andreas Prof. Dr. scient. nat.
Institut für integrative Biologie, Departement Umweltwissenschaften, ETH, Zürich
Fleisch Felix Dr. med.
Leitender Arzt Infektiologie, Departement Innere Medizin, Kantonsspital Graubünden, Chur
Furrer Markus Prof. Dr. med.
Präsident Academia Raetica, Chefarzt und Departementsleiter Chirurgie, Kantonsspital Graubünden, Chur
Gredig Urs Historiker lic. phil. I
Moderator SF DRS, Zürich
Kesselring Jürg Prof. Dr. med.
Direktor Klinik für Neurologie und Rehabilitation, Valens
Kuhn Max Dr. med.
Leitender Arzt Pneumologie, Departement Innere Medizin, Kantonsspital Graubünden, Chur
Lardi Claudio, Regierungsrat
Departement für Erziehung, Kultur und Umwelt Kanton Graubünden, Chur
Marty Christoph Dr. sc. nat.
Klimatologe, WSL Institut für Schnee und Lawinenforschung SLF, Davos
Müller Jürg Paul Dr. sc. nat.
Direktor Naturmuseum Graubünden, Chur
Rhyner Jakob Dr. sc. nat.
Leiter WSL Institut für Schnee und Lawinenforschung SLF, Davos
Rothe Thomas Dr. med.
Co-Chefarzt Hochgebirgsklinik Davos Wolfgang, Leitender Arzt Pneumologie, Spital Davos, Davos
Rüedi Thomas Prof. Dr. med.
Sekretär Academia Raetica, Maienfeld
Schaffner Reto Dr. med.
Facharzt FMH für Dermatologie, Chur
Schrofer Christian Dr. med.
Departement Chirurgie, Kantonsspital Graubünden, Chur
Sommer Christoph Dr. med.
Co-Chefarzt, Departement Chirurgie, Kantonsspital Graubünden, Chur
von Blumenthal Suzanne Dr. med.
Chefärztin, Klinik Beverin, Psychiatrische Dienste Kanton Graubünden, Cazis
Wehrli Christoph Dr. sc. nat.
Physikalisch-Meteorologisches Observatorium Davos / World Radiation Center, Davos Dorf

Source: http://www.academiaraetica.li/symposien/seiten/abstracts_klimawandel-09.pdf

caue94.fr

Val de Mar n° 50 septembre 2011 - juillet-août 2012 architectureaménagement du territoireenvironnementactions du CAUEConseil d’Architecture, d’Urbanisme et de l’Environnement du Val de Marne, 5 rue Carnot - 94600 Choisy le Roi - Tel. 01 48 52 55 20 architecture École élémentaire et centre de loisirs. TOA architectes AMC - Le Moniteur Architecture, n°211, décembre 2011/ja

Fr5-preprint.pdf

Der ökonomische Wert der biologischen Vielfalt Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Universität HeidelbergGrabengasse 14, D-69117 Heidelberg, [email protected] in: Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (Hrsg.). Warumbrauchen wir einen flächendeckenden Biotopverbund? Grundlagen zum Verständnis der bio-logischen Mannigfaltigkeit, ihrer ökologischen Be

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